Ich mach's eigentlich auch ziemlich unbürokratisch: Idee haben, zeichnen-fertig. So ist praktisch alles entstanden, was in meinem Thread "Mülleimer" zu finden ist.
Bei "Gordon" gehe ich etwas anders vor, aber dann dauert ein Cartoon auch nicht 5 Minuten- sondern um die zwei Stunden.
Zuerst überlege ich mir den Gag, die Pointe. Dann überlege ich -wie Kim schon sagt-, was der Leser wissen muß, um den Gag zu verstehen. Ich versuche dabei, mit so wenig Informationen wie unbedingt nötig auszukommen. Ich entscheide in diesem Stadium, wieviele Bilder ich brauchen werde. Am liebsten nur eins (ich bin ja faul), höchstens aber drei. Es gibt nur ganz, ganz wenige Ausnahmen, bei denen ich mehr als drei Bilder pro Strip gezeichnet habe (Gordon als Klapperstorch im August war so eine Ausnahme).
Ich habe aber kenen Schimmer, wie das nachher auf dem Papoier aussehen soll oder wird.
Ich nehme als Beispiel mal den Gordon von letzter Woche (
Link). Ich dachte mir, wenn der Vogel schon im ersten Bild auf dem Baumstamm klebt, dann zündet der Gag nicht. Also zwei Bilder. Sonst hätte ich auch zuviel Text in die Sprechblase hämmern müssen (ich übertreibe das eh schon leicht mal). Also habe ich erstmal meinen Standard-Gordon in dreiviertel-Ansicht gezeichnet. Das ist so meine Standardansicht, die ich am besten beherrsche und die mir am leichtesten fällt.
Das zweite Bild war schwieriger. Schiffe & Co. zeichne ich aus dem Gedächtnis, aber Eisenbahnen kenne ich nicht so gut. Ich habe mir also bei Google Bilder von einer Güterzuglokomotive angeguckt. Erstmal einige generelle Fotos aus allen möglichen Perspektiven, um ein Gefühl für die Proportionen zu bekommen. Als ich dann wußte, wie so eine Lok aussehen muß (ich habe einige Probestriche mit einem sehr weichen Bleistift gemacht) habe ich gezielt nach einer Lok gesucht, die zu Gordons Dreiviertelansicht paßt (ich wollte den "Kamerawinkel" beibehalten und das Bild quasi nur "aufzoomen"). Ich habe ein fast perfektes Bild gefunden:
Link- und die Lok habe ich dann einfach abgezeichnet. Lustigerweise brachte sie auch schon den passenden Waggon mit, aber den habe ich dann doch frei Schnauze gezeichnet.
Ich stehe leider mit der Blattaufteilung ein bißchen auf Kriegsfuß, d. h. ich fange gerne mal zu groß oder zu klein an, oder zu weit oben, unten oder an der Seite- und wenn mir dann das Papier ausgeht muß ich entweder tricksen oder von vorne anfangen. Auch Gordon ist da nicht frei von. In diesem
Beispiel ist mir links das Blatt ausgegangen, und darum sieht die zeichnung so verunglückt aus. Da sie aber schon fast fertig war, als mir eingefallen ist, daß der Fuchs auch 'nen Schwanz braucht
, habe ich das durchgezogen. Ärgert mich heute.
Hier das gleiche in grün.
Aber da ich kein Profi bin und nur den Leuten zur Freude zeichne, muß der Pöbel eben mit dem leben, was ich ihm zum Fraß vorwerfe.
Würde ich Cartoons verkaufen, wären diese beiden Beispiele im Papierkorb gelandet.