Kims Comiczeichenkurs Forum

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Ein Zeichner zwischen Melkgeschirr und Saustall

Es gibt wenig Zweifel, dass der Comic-Zeichner Kim Schmidt Dollerup im Kreis Schleswig-Flensburg und seine Kreaturen in den "Local Heroes" verarbeitet – nur dass Dollerup in den Comics Güllerup heißt. Fast eine Woche tauchte der Zeichner als Praktikant beim benachbarten Bauern Hans-Peter Tramsen ab, um seine Erkenntnisse über das Landleben zu vertiefen.

Quer über die Nordstraße rüber geht's nach Tiefengruft, oder war da die Grabstraße und Tiefengruft auf der anderen Seite? Egal. Hier in Zentralangeln sind Namen nicht von so großer Bedeutung. Ferkel und Sauen tragen Chips mit Nummern im Ohr, die Kühe auch. Wer keinen Chip hat, dem gibt der Computer nichts zu fressen. Wer artig frisst, kommt in die Pfanne. Sauen bevorzugt in die Wurst. Sauen sind unheimlich gefragt. Ohne Sauen wird Wurst so labberig, sagt der Chef. Der Sinn des tierischen Lebens – Fressen und gegessen werden. Darum geht's in Dollerup auf dem Hof von Hans-Peter Tramsen.

250 Hektar, 80 Kühe und eine vollautomatische Ferkelproduktion hat der 39-Jährige. Und einen prominenten Praktikanten. Kim Schmidt, der Zeichner, dessen "Local Heroes" diesem ehernen Gesetz der Vergänglichkeit mit landestypisch dröger Unerschütterlichkeit trotzen. Vier Tage hat Schmidt Tramsen assistiert. Im Sauen-Eroscenter, im Schweinebüro, im Mast-Abteil, Im Kuhstall, beim Mulchen und beim Melken. "Ich wollte mal von drinnen gucken", sagt der Cartoon-Künstler.

Ta-pffffft ... ta-pffffft! Die Pforte der Futterstation im Außenklimastall arbeitet mit Druckluft. Nur eine Sau zur Zeit. Der Computer misst die individuell berechnete Kraftfuttermenge und portioniert das körnige Gemisch. Binärcode: 0-1-0-1-0. Oink! und Muh! kennt der Rechner nicht. "Als ich hier anfing, war ich erschüttert", gesteht Schmidt. "Ich zeichne ja eher die ländliche Idylle. Aber das hier ist Raumschiff Enterprise!"

Klaus-Peter Tramsen hat die Produktionslinie jederzeit abrufbereit. 210 Sauen in 21 Gruppen zu zehn Sauen, jede Woche neue Ferkel bei vier Sauen. Ferkel im Ferkelabteil. "35 Grad warm. Das hältst du kaum aus. Naja. Ferkel brauchen Wärme, weil, die Mutter is ja weg." Mit sieben Kilogramm kommen sie rein, mit 30 Kilogramm kommen sie raus. Automatische Fütterung. Binärcode. 0-1-1-0-1. Dann ab in den Ferkelverkauf. Derweil sind wieder Säue trächtig. Für Brunst sorgt der Eber. Hat der einen Namen? Nö, sagt Kim. Hat er nicht. Den Eber dürfen sie nur sehen. Die Besamung macht Tramsens Angestellter Jörn. Einmal auch Kim. Das Geschirr, dieses Detail könnte aus den Local Heroes sein, steht im Einkaufswagen zwischen den Schweine-Batterien. Der Eber grunzt. "Na ja, ab und zu darf er auch mal", grinst Tramsen. "Ganz schön nüchtern, so ein Liebesleben", findet Schmidt.

Klimawechsel. Säuerlich bleibt der Schweinestall zurück. Hier die Silage, links zwei Tanks mit Düngemitteln, aber die kommen bald weg. Hier – aha – der Misthaufen. Er dampft. Dann dunkler Gang. Ölbrenner mit angebrochener Dose Ko-Kra drauf, leere Flasche Steinmeyer-Most. Melkstation. "Eigentlich zeichne ich Kühe am liebsten. Aber für Kühe muss man früh raus", sagt der Praktikant. Ich musste jeden Morgen um sechs hier sein. Dabei schlafe ich immer bis viertel nach sechs!"

Melker Schmidt schaut in die Grube. Hier hat er die erste tatsächliche Begegnung mit seinen Lieblingsobjekten gehabt. "Die kommen da durch die Quertür, drehen sich mit dem Kopf zum Futter und stehen dann so im 30-Grad-Winkel zur Grube", erklärt Tramsen. Und da drinnen stand Kim. Mit Melkgeschirr. "Beängstigend, so ein Euter. Kühe sind echt groß!"

Tramsen fand seinen Praktikanten gut und willig. "Er hat sich gut geschlagen. Ist ja auch schwer, wenn Du im Leben sonst dauernd mit brain arbeiten musst", tippt er sich an die blaue Schirmmütze. "Local Heroes"? finde ich genial, sagt Tramsen. "Die Kinder besonders." Sein Hof kam noch nicht drin vor. Wohl zu technisiert. Aber Kim hat ihm ein Dankeschön-Comic gezeichnet. Das fand Tramsen auch gut. Und nett. Schade nur, das Kim Schmidt nicht in der Freiwilligen Feuerwehr ist. "Der hat alle Scheine, na ja, irgendwann krieg ich ihn noch überredet", sagt er und grinst niederträchtig. Und wie Tramsen so spricht, und der Angelnverkehr parallel zur Tiefengruft rauscht und rechtwinklig zur Grabstraße nach Kappeln hin, wenn man dann die Augen schließt und die Luft tief einzieht, dann weiß man, was Kim Schmidt schon immer wusste: Güllerup ist überall. Jedenfalls in Schleswig-Holstein.

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Aber Kim hat ihm ein Dankeschön-Comic gezeichnet.