Kims Comiczeichenkurs Forum

Vorwort:
Ihr habt eine Idee und wollt diese unbedingt auf Papier bringen? In euch brennt das Feuer der Kreativität? Na dann nix wie ran! Jedoch ist es von der Idee bis zum fertigen Bild ein weiter Weg auf dem es nur so von Stolperfallen und Fallgruben wimmelt. Um eine kleinen Überblick zu bekommen lade ich euch ein, mir bei meiner Arbeit über die Schulter zu schauen.

Allerdings solltet ihr ein gutes Grafikprogramm haben und euch schon ein wenig mit dem Tool beschäftigt haben.

Also dann, viel spaß!

Inhalt:
1) Recherche
2) Bildaufbau
3) Details
4) Einscannen
5) Bild "zerschneiden"
6) Bild kolorieren
7) Lichtquellen
8-) Effekte
9) Ende

Schritt 1: Recherche
So, nehmen wir an ihr habt einen richtig geiles Buch gelesen, über ein geheimes Labor in dem Merkwürdige Dinge passieren und euch hat die Geschichte so gefesselt das ihr unbedingt eine Illustration machen wollt. Kein Problem, aber jetzt schon zum Stift greifen und loszeichnen? Ist durchaus möglich, ich für meinen teil geh jedoch erstmal auf die Jagd nach inspirierenden Bildern. Das WWW erweist sich hierbei als wahre Fundgrube! Kein Gegenstand, kein Raum, keine Person zu der es nicht mindestens ein Bild gibt, jetzt liegt es an euch die besten Bilder und die besten Ideen festzuhalten.
Macht verschiedene Skizzen von Dingen die euch besonders interessieren, sei es jetzt ein kleine futuristische Maschine, ein alter Doktor oder ein ganzer Raum, zeichnet was das Zeug hält! Wenn ihr genug gefunden und skizziert habt können wir langsam mit dem Design unseres "echten" Bildes beginnen…

Für mein Bild habe ich nach u.a. Überwachungsräumen, Maschinen, Laboratorien und Bürostühlen geschaut J

Schritt 2: Bildaufbau
Auch wenn ihr jetzt bombastische und detailüberflutete Bilder im Kopf habt und darauf brennt mit all den Dingen zu bevölkern die ihr in eurer Recherche gefunden und skizziert habt , fangt erst einmal gaaaaaaaanz einfach an! Teil euer Bild in Grobe bereiche, legt eure Fixpunkte fest und arbeitet ausschließlich mit Grundformen (Quadrate, Kreise, Rechtecke etc). Fehler in der Perspektive können so zum Beispiel frühzeitig erkannt und behoben werden.
Ich habe links einen Block für Schränke, in der Mitte einen Flur und rechts ein großes Quadrat als Schreibtisch festgelegt, eine gute Grundlage um darauf aufzubauen. Denkt bitte dran einen möglichst harten Bleistift für die Konzeptphase zu benutzen und erst später auf weichere umzusteigen, sonst sieht man vor lauter tiefschwarzen Strichen das Motiv nicht mehr.

Schritt 3: Details
Zeichnen ist wie eine Wachsfigur zu kneten, erst grob den Körper mit seiner Struktur formen, dann diesen verfeinern und in die richtige Proportion bringen und erst zum Schluss sind die ganzen Details wie Fingernägel, Augen, Bauchnabel dran. Das gleiche machen wir mit unserem Raum. Wir haben die Grundformen (Quadrate, Rechtecke etc), die wir verfeinern (Küchenzeile, Schranktüren, Monitore) und zum Schluss mit Details versehen (Tastatur, Küchenkanne, Poster an der Wand). Das wichtigste: lasst euch ruhig zeit bei den einzelnen Schritten! Macht eine Pause wenn ihr denkt ihr seid fertig, nach 10Minuten Kaffee-Trinken hat man wieder einen objektiveren Blick. Wenn das Gesamtkonzept stimmt kann man mit Finelinern nun die Linien nachziehen und die Bleistiftstriche ausradieren.

Wenn ihr wollt...

...könnt ihr jetzt mit unterschiedlich dicken Finelinern dem Bild mehr Kontrast geben. Achtet auf die Lichtquellen und auf die Materialien (und darauf dass ich auch einen sehr dicken Stift dabei habt, sonst zeichnet ihr euch bei den großen Flächen einen Wolf). Welche Methode ihr benutzt liegt natürlich am eigenen Geschmack.

Schritt 4: Einscannen
So, unser Raum ist jetzt fertig, alle Details am richtigen Platz, Gesamteindruck stimmt? Dann können wir es ja endlich digitalisieren. Ich mache es immer so: Ich scanne das Bild Schwarz/weiß auf 600DPI ein und verkleinere es anschließend in einem Grafikprogramm auf 300 DPI, so bleiben viele Details erhalten die beim scannen mit geringerer Auflösung nicht mit übernommen werden würden.

Schritt 5: Bild "zerschneiden"
Nun wird es ein wenig knifflig, ich werde nicht speziell auf ein Grafikprogramm eingehen, sondern versuchen Allgemein zu bleiben. Wenn ihr das eine oder andere Wort oder Werkzeug nicht kennt, fragt einfach nach oder sucht im Internet.

Hinweis: es sollte schon ein besseres Grafikprogramm wie PhotoShop, PhotoPaint oder GIMP sein, mit PAINT kommt ihr hier nicht weit.

1) Ich speichere das 300DPI S/W Bild als Gif ab und lege noch eine Transparente Fläche an (z.B. Schwarz).
2) Dann lade ich das Bild wieder und sehe nun dass alle Linien markiert sind, ich kopiere diese um ein eigenständiges Objekt (Linie) zu bekommen.
3) Nun ist das neue Objekt markiert, das brauche ich jedoch jetzt noch nicht, so klicke ich wieder auf den Hintergrund.
4) Nun wähle ich "Maske Invertieren" im Menü (mit ein bisschen Suchen werdet ihr das schon finden), so das ich nun alle weißen Flächen markiert habe.
5) Kopiert auch diese (Objekt "weiße Flächen")
6) Nun müsst ihr die Farbeinstellung eures Bildes verändern (momentan S/W), schaut einfach in dem Menüpunkt "Ansicht", da müsste man es finden können. Ändert es auf eine Farbeinstellung ab, welche ist im Augenblick egal. Achtung: wenn das Programm euch fragt ob ihr "die Ebenen zusammenfügen" wollt, antwortet mit NEIN.
7) Speichert die Datei unter anderen Namen ab (normalerweise müsste das Grafikprogramm euch einen passenden* Dateityp vorgeben)

Nun habt ihr eure Linien von den Flächen getrennt, wozu das gut ist? Nun, ihr könnt nun beide unabhängig voneinander bearbeiten! Das lästige "alle Flächen maskieren die ich Inken möchte" fällt weg! Auch könnt ihr nun eure Linien kolorieren, um so tolle Effekte zu erzeugen.

*Passenden Dateityp: man muss Ebenen Abspeichern können, also NICHT jpg, gif, bmp etc.

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Schritt 6: Bild kolorieren
Nun müsst ihr ein wenig suchen, es gibt in jedem Grafikprogramm ein Andockfenster indem man Objekte bzw. Ebenen sehen kann (in unserem Fall die Ebenen "Linie", "Fläche" & "Hintergrund". Meistens ist dieses Andockfenster unter dem Menü "Ansicht" versteckt.

In diesem Fenster wählt ihr nun eure "Fläche"-Ebene mit einem Rechtsklick aus und sagt so etwas wie "Maske aus Objekt erstellen" (Photopaint). Nun habt ihr alle Flächen eures Bildes markiert und könnt mit Herzenslust rumfärben ohne auf eure Linien achten zu müssen. Probiert es aus, es ist toll! ;-)

Zurück zum ernst des Lebens, färbt nun euer gesamtes Bild mit Hilfe des Füll-Werkzeuges. Denkt bitte auch hier daran: erst einfach anfangen (schauen ob die Farbkomposition im Ganzen Stimmt) und erst danach komplizierter werden.

Schritt 7: Lichtquellen
Sucht euch Lichtquellen (Lampen ect) und zeichnet mit einem Pinsel-Werkzeug den Schatten (ich nehme immer die Grundfarbe und verdunkele sie um 30%). Achtet aber auf die Materialien, so spiegelt z.B. eine Blankgeputzte Edelstahltür anders als eine alte verrostete. Auch hier lohnt sich ein Blick ins WWW (Wie reflektiert etwas? Wie schaut es überhaupt aus?)

Hinweis: mit 3 Farbtönen auf einer Fläche kann man schon einen räumlichen Effekt erzielen.

Schritt 8: Effekte
Entfernt hierzu die Maske und erstellt danach eine neue Ebene (in dem besagten Andockfenster). Wählt das Pinsel-Werkzeug aus und achtet darauf dass es
1. einen weichen Rand hat,
2. zwischen 70% und 90% Transparent ist und
3. das ihr die Farbe eurer Lichtquelle habt.

Dann geht’s los, einfach die Lichtquellen Suchen (Lampen, Monitore etc) und mit dem Pinsel darüber zeichnen um so den Leuchteffekt zu imitieren. Schaut euch auch die Bereiche in eurem Bild an, die Dunkel sind und geht dort mit eurem Pinsel (+Schwarzer Farbe) drüber, um den Hell-Dunkel Kontrast noch einmal zu verstärken. Hier könnt ihr auch nach Herzenslust rumprobieren :-)

Das Ende:
Jetzt habt ihr euer Bild zerschnitten und koloriert, nun kommen die Abschlussarbeiten!

1) Alle Ebenen/Objekte zusammenführen (evtl. unter dem Menüpunkt "Objekte oder in dem Andockfenster) ACHTUNG: Das Bild bitte nicht einfach "speichern"! Sonst sind alle eure Ebenen weg!
2) Nun bearbeiten wir die Größe des Bildes und verkleinern dieses um 10-30% (toller Effekt: alle "harten" Linien werden nun weich und das Bild schaut endlich brauchbar aus)
3) Speichert es nun als jpg (oder bmp etc) ab.

Fertig! Und nun noch ein wenig Glasur und ein paar Schokostreusel drauf und schon ist euer Keks fertig! :-)

Auch wenn der Mittelteil sicherlich ziemlich hart für den einen oder anderen von euch ist, aber wenn man sich erst einmal da durchgefuchst hat, dann kann man tolle Resultate erzielen!


Und noch etwas: viele Wege führen nach Rom ;-))


Mit freundlichen grüßen,
Gerri

Schön das es so gut anklang findet. Hoffentlich hilft es auch dem ein oder anderen..

Grüße,
Gerri