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Sir Kay

Chefradierer

  • »Sir Kay« ist der Autor dieses Themas

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1

Dienstag, 14. November 2006, 20:10

Fragen an den Lektor

So ich hab einige Frägelchen an dich, herr Groenewald :)


- Auf was guckst du eher, wenn jemand etwas schickt, Zeichenstil oder Story?
- Wenn etwas Super-Zeichnungen hat, aber schwache Story, was tust du?
- Wie kann man dir etwas zuschicken? Einfach per Post oder wie?
- Bist du auch der Chef vom Kim?
- Gibt es mehrere Lektoren bei Carlsen?
- Wenn ja, wen hast du entdeckt? :P


hm ... das ists erstmal

danke im voraus
Denkt euch hier nen Link zu irgendwas lustigem

michael.groenewald

unregistriert

2

Dienstag, 14. November 2006, 21:23

Aufgaben eines Lektors 1

So, dann wollen wir mal. Sorry noch einmal wegen der Verspätung, ich hoffe, Ihr seht es mir nach. Ich werde dafür in den kommenden Tagen einfach noch ein paar mal reinschauen.

Ich fange mal an mit der allgemeinen Frage danach, was ich als Lektor bzw. Redakteur (so heißt das bei Carlsen Comics) eigentlich den lieben, langen Tag so treibe.

Die Arbeit mit einheimischen Autoren und Künstlern nimmt dabei nämlich einen gar nicht so großen Raum ein, wie einige hier das vielleicht vermuten (und ich mir das vielleicht wünschen würde). Denn ein größerer Teil des Carlsen-Programms wird ja immer noch mit Comics aus Frankreich, Belgien oder den USA bestritten.

"Programm" ist ein gutes Stichwort: Mit der Planung des jeweils anstehenden Halbjahresprogramms fängt mein Job nämlich an. Ich bin zusammen mit meinem Kollegen Ralf bei Carlsen zuständig für alle Comics außer Manga und außer den Cartoons (dafür gibt es eigene Redaktionen), d.h. wir machen die Bücher mit deutschsprachigen Künstlern und die erwähnten Franzosen und Amis.

In allen Bereichen versuchen wir uns immer up to date zu halten und uns zu informieren, was in Frankreich oder den USA so passiert bzw. passieren wird. Aus dem Angebot, das wir z.T. zugeschickt bekommen oder selbst recherchieren oder auf Messen wie Frankfurt oder Angoulême (Frankreich) vorgestellt bekommen, versuchen wir herauszufiltern, was auf dem deutschen Markt gut funktionieren könnte.

Dazu kommen dann die Eigenproduktionen, der Teil, der Euch sicher mehr interessiert. Auch hier sondieren wir, was so passiert. Das heißt, wir checken, was uns so unaufgefordert ins Haus geschickt wird und sprechen auf Messen mit Zeichnern, die ihre Mappen vorzeigen. Hinzu kommt natürlich, dass wir versuchen, unsere Carlsen-Autoren zu pflegen, d.h. häufig in Kontakt sind mit Leuten wie z.B. Isabel Kreitz, Kim oder Flix, um zu schauen, ob sie neue Projekte in der Planung haben. Zu guter Letzt ist die Comic-Szene überschaubar, so dass man auch eine Menge Zeichner einfach z.T. schon Jahre kennt, auch wenn sie noch nicht für Carlsen gearbeitet haben. Christian Moser oder Uli Oesterle, die aktuell beide an Arbeiten für Carlsen sitzen, kenne ich z.B. seit meinen Fanzine-Tagen. Auch durch die Kontaktpflege können also Projekte entstehen.

Aus all diesen Quellen setzen Ralf und ich nun ein Halbjahresprogramm zusammen. Im Moment veröffentlicht Carlsen Comics im Durchschnitt 4 neue Titel pro Monat. Dafür gilt es die richtige Mischung zu finden aus z.B. Funny, Fantasy/Science Fiction, Abenteuer, Comic-Romanen, themenbezogenen Büchern, Klassikern, Eigenproduktionen.

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pyro

Tuscher

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3

Dienstag, 14. November 2006, 21:36

wo entdeckst du neue zeichner?
wenn du eine fertige geschichte die dir halbwegs gefällt entdeckst machst du dann noch änderungsvorschläge oda musses auf anhieb passen.

danke schon im voraus
pyro

michael.groenewald

unregistriert

4

Dienstag, 14. November 2006, 21:48

Aufgaben eines Lektors 2

Natürlich bestimmen die Redakteure nicht allein das Programm (das wäre schön!). Im nächsten Schritt stellen Ralf und ich die Titel, die wir vielversprechend finden, unseren Kollegen, hauptsächlich vom Vertrieb und vom Marketing, vor. Die müssen schließlich ihren Senf dazu geben, ob die Redaktion mit ihrer Einschätzung realistisch liegt, sprich, ob man die Bücher auch unters Volk bringen kann. Und wie viele? Für welche Leser? Und wie erreicht man die am besten? Und, und, und...

Für Projekte mit deutschsprachigen Künstlern bedeutet das schon im Vorfeld einiges an Arbeit. In der Regel ist es bei Carlsen so, dass nicht fertige Comics auf den Tisch kommen, sondern die Idee für ein Projekt. Also ist die Vorstellung einer potenziellen Eigenproduktion i.d.R. aufwändiger als die eines bereits vorliegenden ausländischen Comics. Wenn ich die Idee des Künstlers prima finde, bedeutet das, ich schreibe (häufig unterstützt vom Zeichner) ein Konzept: Um was soll es gehen? Was ist das Besondere an der Sache? Wer soll das kaufen, wenn es fertig ist? Wo liegen die Chancen (aber auch: wo muss man aufpassen). Kurz: Ich versuche, die Stärken des Themas realistisch herauszuarbeiten, es meinen Carlsen-Kollegen schmackhaft zu machen. Die Künstler müssen mir dann das visuelle Rüstzeug liefern, d.h. Probezeichnungen, Figuren-Studien und günstigstenfalls ein paar fertige Seiten, damit der Verlag sehen kann, wohin die Reise geht. Da müssen die Künstler ein bisschen in Vorleistung gehen, übrigens auch die bekannteren Namen (obwohl die es natürlich leichter haben als Newcomer). Aber wenn man es bis hierhin geschafft hat, lohnt sich die Vorarbeit auch, zumal wir nicht Berge von Zeichnungen verlangen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »michael.groenewald« (14. November 2006, 22:19)


michael.groenewald

unregistriert

5

Dienstag, 14. November 2006, 21:52

Okay, jetzt wird's schwierig. Ich dachte, ich schreib mal einfach weiter, wie das im Verlag funktioniert, und poste das in Kapiteln, damit hier auch was zu lesen ist. Aber ich merke, das wird verwirrend, wenn neue Fragen reinkommen. Ich schlage vor, ich schreibe diese Tätigkeitsbeschreibung mal knapp fertig und beantworte dann die konkreten Fragen.

comalarm

Hobbyzeichner

Beiträge: 377

Wohnort: Osnabrueck

Beruf: DesignAffe

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6

Dienstag, 14. November 2006, 21:55

Hallo Michael!
also ihr seid in erster linie auf der suche nach ideen,nicht nach zeichnern,hab ich recht?oder andersrum auch?
:DWas Guckst Du?Gehe und Zeichne,Du Faultier!!! :D

michael.groenewald

unregistriert

7

Dienstag, 14. November 2006, 22:17

Aufgaben eines Lektors 3

Grob gesagt mache ich als Redakteur neben der Programmgestaltung Folgendes:
- Man kauft die Titel aus dem Ausland ein und nimmt deutschsprachige Leute unter Vertrag. Viel Verhandlungssache und Kalkulationen.
- Man bestimmt mit Kollegen aus anderen Abteilungen Auflage, Ausstattung, Preis.
- Man verteilt die ausländischen Titel an freie Übersetzer und koordiniert die Übersetzung (und manchmal einen freien Textbearbeiter).
- Man redigiert die Übersetzungen, d.h. kontrolliert die Richtigkeit, die sprachliche Qualität und die Länge der Texte.
- Man arbeitet mit den freien Letterern, die die Blasen per Computer oder Hand beschriften. Und mit den Grafikern bei Carlsen. Damit es ein Produkt wird, das hoffentlich gefällt.
- Mit den deutschen Zeichnern bleibt man während eines Projekts in stetigem Kontakt, lässt sich über die Fortschritte informieren, steht für Fragen zur Verfügung und prüft, ob sich alles stimmig entwickelt. Im günstigsten Fall trifft man sich während der Arbeit ein paar Mal, um über die fertigen Seiten zu schauen und ggf. Anregungen zu geben. Das ist aber je nach Arbeitsweise und Professionalität der Künstler unterschiedlich (manche Künstler brauchen wenig Betreuung, mit anderen spricht man auch abends und am Wochenende) . In der Regel habe ich für so etwas leider weniger Zeit als mir eigentlich lieb wäre. Gegen Ende eines Projekts wird es deshalb meistens immer hektischer.
- Für manche Bücher erstellen wir Begleittexte etc. Dazu arbeite ich in der Regel mit freien Schreibern zusammen.
- Dazu unterstützt man die anderen Abteilungen: Texte für die Vorschau, den Newsletter, die Presse. Pflege des Carlsen-Internet-Forums.
- Mit den anderen Abteilungen im Haus ist man ständig im Dialog, um Aktionen zu planen, die Backlist von vorhandenen Titeln im Auge zu behalten etc.
- Man betreut Künstler, die auf Signier- oder Lesetour sind.
- Man besucht Messen, um ausländische Partner zu treffen oder Carlsen am Stand für das Publikum zu präsentieren.
Sicher habe ich Dinge vergessen. Aber damit belasse ich es mal, was die Frage nach den Aufgaben eines Lektors/Redakteurs anbelangt. Und gehe zu den anderen Fragen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »michael.groenewald« (14. November 2006, 22:19)


Bonk

Chefradierer

Beiträge: 1 225

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8

Dienstag, 14. November 2006, 22:59

Mich würde mal interessieren, warum es in den letzten Jahren diesen Manga-Boom gab und gibt und wie sie das im Verhältnis zu den "konventionellen Comics" (vermutlich) entwickeln wird.
Über sowas macht man sich als Lektor doch sicher Gedanken und kann es vielleicht sogar erklären.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Bonk« (14. November 2006, 23:04)


michael.groenewald

unregistriert

9

Dienstag, 14. November 2006, 23:06

@ Sir Kay:
- Auf was guckst du eher, wenn jemand etwas schickt, Zeichenstil oder Story?
Comics sind nun mal ein visuelles Medium, da erfasse auch ich bei einer Einsendung zunächst mal die Art der Zeichnungen. Davon gewinnt man natürlich eher einen schnellen Eindruck als von der Story. Ich achte aber nicht nur darauf, ob die Zeichnungen technisch toll sind, sondern ob die Leute auch wirklich in Bildern ERZÄHLEN können. Und ob ihre Bilder Tiefe haben und Emotionen wecken können, egal ob ernsthaft oder witzig. Gute Zeichner gibt es immer mehr, ist mein Eindruck. Leute, die mit und in ihren Bildern wirklich stimmig etwas erzählen, sind spärlicher gesiedelt. Und klar: Ein eigenständiger, origineller, in sich stimmiger Strich sticht besonders heraus. In der Regel schaue ich mir die Story natürlich auch an, wenn mich die Zeichnungen nicht sofort umhauen. Wenn Du Dich eher als Autor siehst und von Deinen Zeichnungen vielleicht selbst (noch) nicht ganz überzeugt bist, merke das doch deutlich an. Ich denke, das erhöht die Chancen, dass der Redakteur von vornherein sein Augenmerk auf die Geschichte lenkt.

- Wenn etwas Super-Zeichnungen hat, aber schwache Story, was tust du?
Bei wirklichen Super-Zeichnungen würde ich mit dem jeweiligen Zeichner wohl in Kontakt treten. Um zu sondieren, ob man mit ihm über eine andere Story nachdenken kann. Oder um anzuregen, sich mit einem Autoren zusammen zu tun. Das ist aber auch abhängig davon, was bei mir reinkommt. Einfacher ist es, wenn ich die Idee für ein Projekt plus Probezeichnungen bekomme. Dann kann man besser reden. Wenn jemand allerdings ein fertiges 48-seitiges Album auf den Tisch schickt, ist das in der Regel Pech. Denn natürlich geht es den Leuten in solchen Fällen (verständlicherweise) darum, das konkrete Album veröffentlicht zu sehen. Da sollte man sich als Zeichner aber nicht entmutigen lassen - ein anderer Verlag kann zur Story schon wieder eine ganz andere Meinung haben...

- Wie kann man dir etwas zuschicken? Einfach per Post oder wie?
Ja, per Post ist am besten: Carlsen Comics - Redaktion Comic - Völckersstr. 14-20, 22703 Hamburg. Wenn Du Deine Arbeiten zurückbekommen möchtest, wenn's nichts werden sollte, leg bitte Rückporto bei.

- Bist du auch der Chef vom Kim?
Nö, der "Chef" bin ich nicht. Aber ich habe schon mit Kim gearbeitet. An seinem "Störtebeker"-Buch und am zweiten Zeichenkurs. Was soll ich sagen? Mit Kim zu arbeiten, ist für einen Redakteur eine sehr dankbare Aufgabe. Der Mann ist Profi und weiß, was er tut. Auch wenn's mal stressig wird. Also hört ruhig auf ihn.

- Gibt es mehrere Lektoren bei Carlsen?
Ja. Wie schon erwähnt, sind wir im Bereich Comic zu zweit. Dazu kommen (mittlerweile) zwei Kolleginnen für den Bereich Cartoon und sechs Kolleginnen und Kollegen für den Bereich Manga.

- Wenn ja, wen hast du entdeckt?
Hm, ich weiß nicht, ob ich jetzt für Carlsen wirkliche Neuentdeckungen gemacht habe. Zuletzt habe ich für Carlsen sozusagen Reinhard Kleist und Christian Moser "entdeckt", soll meinen, das waren meine letzten Projekte mit deutschen Zeichnern. Im Moment habe ich aber einige Projekte mit deutschsprachigen Künstlern in der Mache. Lassen wir uns überraschen.

michael.groenewald

unregistriert

10

Dienstag, 14. November 2006, 23:51

@Pyro:
wo entdeckst du neue zeichner?
Ist die Frage, was man unter "neuen Zeichnern" versteht. Ich persönlich schätze es, wenn ich die Entwicklung von Zeichnerinnen und Zeichnern ein wenig nachvollziehen kann. Das ist ein Plädoyer für Fanzines und Anthologien. Davon gibt es im deutschsprachigen Raum ja nun doch ein paar und die verfolge ich in der Regel aufmerksam. Mein Eindruck ist, dass sich die Fanzines seit den Jugendjahren von Kim und mir, die wir ja auch mit so etwas angefangen haben, gewandelt haben. Heute gibt es viel mehr Magazine und Anthologien, die inhaltlich und künstlerisch wesentlich geschlossener sind, als beispielsweise das Fanzine, das ich selbst gemacht habe. In solchen Magazinen können sich Newcomer entfalten, an Aufgaben und durch Feedback wachsen. Und als Verlagsmensch hat man das im Auge.

Ansonsten sind Messen eine gute Gelegenheit. Für mein Dafürhalten ist der Comicsalon Erlangen die beste Gelegenheit, denn hier kann zumindest ich mir die meiste Zeit nehmen. Mappensichtungen sind z.B. auch während den Buchmessen in Frankfurt oder Leipzig möglich, allerdings habe ich da jede Menge Termine abzugrasen und an den Publikumstagen ist dann die Hölle los. Da kann ich mich in den Pausen am Stand nicht so auf eine Projektvorstellung einlassen, wie das in Erlangen möglich ist, wo das Lizenzgeschäft größtenteils wegfällt und alles etwas ruhiger ist.

Dritte Variante: Einschicken. Dabei ist es wichtig, nicht nur zu erzählen, wie toll das ist, was man da gemacht hat. Sondern am besten durchblicken lassen, dass Du Dir Gedanken gemacht hast, wen Dein Werk erreichen soll, für wen Du es gemacht hast.

wenn du eine fertige geschichte die dir halbwegs gefällt entdeckst machst du dann noch änderungsvorschläge oda musses auf anhieb passen.
Nein, es muss nicht auf Anhieb ganz perfekt sein (auch, wenn das schöner wäre:-) Aber die Grundidee muss wirklich überzeugen. Und es muss ein Glaube unsererseits da sein, dass Du es grundsätzlich drauf hast, es besser hinzukriegen. Zu guter Letzt muss natürlich die Bereitschaft des Autors vorhanden sein, sich auf einen Dialog mit der Redaktion einzulassen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »michael.groenewald« (14. November 2006, 23:53)


Calvin

Praktikant

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Beruf: Student

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11

Mittwoch, 15. November 2006, 01:00

Na da wünsche ich doch erstmal einen schönen guten Tag und ein Herzliches Willkommen.

- Macht die Arbeit auch Spass und Freude? (Blöde Frage, ich weiss)

- In welcher Form werden ganze Comics oder auch Strips eingereicht? (Digital, klassisch auf Papier,...)

- Wenn es nur eine wichtige Sache geben würde, auf was würdest Du besondern Wert legen, damit Du ein Ja für die Veröffentlichung findest? (Gemein, darftst auch weitere Aspekte hevorheben... ;))

- Was ist Deiner Meinung nach der am häufigsten gemachte Fehler bei Sachen, die Dir vorliegen?
"Ich denke, also bin ich" - "Ich bin, also denke ich?"

michael.groenewald

unregistriert

12

Mittwoch, 15. November 2006, 01:37

@Comalarm:
Hallo Michael!
also ihr seid in erster linie auf der suche nach ideen,nicht nach zeichnern,hab ich recht?oder andersrum auch?

Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich inzwischen eine ganze Menge guter bzw. vielversprechender Zeichnerinnen und Zeichner im deutschsprachigen Raum tummeln. Gute Comic-Autorinnen und - Autoren im Verhältnis weniger. Aber wir suchen natürlich im Idealfall die Kombination aus beidem.

Bezieht sich Deine Frage auf meine Anmerkung, dass ich mich als Redakteur in der Regel mit einer vielversprechenden Idee daran mache, ein Projekt bei Carlsen zu realisieren? Dazu sei angemerkt, dass mich als Redakteur natürlich auch die zeichnerische Seite überzeugen muss. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass es meines Erachtens nicht sinnvoll ist, im stillen Kämmerlein - unter den wohlwollenden Augen von Freunden und Verwandten - ein ganzes Buch durchzuzeichnen und dann mit dem Ergebnis bei einem Verlag vorstellig zu werden. Das kann natürlich auch funktionieren.

Besser ist es aber für mein Dafürhalten, BEVOR man richtig loslegt, seine Idee möglichst prägnant und gut in ein Exposé zu packen, d.h. sie in Worte zu fassen und gut zu verkaufen. Idee, Inhalt und die Hauptfiguren präsentieren und charakterisieren. Erzählen, was das Besondere an Euerm Projekt ist und welchen Umfang es haben soll. Es kann nicht schaden, sich zu überlegen, warum die Menschheit gerade auf dieses Werk gewartet hat. Aber natürlich ist auch die zeichnerische Seite wichtig: Ihr braucht Arbeitsproben anhand derer Ihr deutlich macht, dass Ihr zeichnen und in Bildern erzählen könnt. Am besten eine Art Storyboard, wenigstens für Ausschnitte der Geschichte. Und zumindest ein paar ausgearbeitete Seiten. Das reicht, um mir als Redakteur einen Eindruck zu vermitteln. Und wenn der positiv ist, setze ich mich mit Euch in Verbindung und wir besprechen das weitere Vorgehen.

Das erspart Euch die monatelange Arbeit an einem Buch, das im schlimmsten Fall niemand außer Euch und Euren Freunden haben möchte. Bevor Ihr loslegt, einfach mal checken, ob Eure Idee auf Interesse stößt (es ist natürlich eine Frage, welche Ziele Ihr mit Euerm Comic verfolgt. Mein Tipp bezieht sich explizit auf einen größeren Publikumsverlag). Klar, Ihr solltet in eine solche Präsentation schon Euer ganzes Können und alle Sorgfalt legen. Aber immer noch besser der Aufwand, als ein Buch fertig zu zeichnen, um hinterher zum Beispiel zu hören, "das finde ich zeichnerisch ganz interessant - aber wir können mit dem Inhalt so gar nichts anfangen."

Aber um noch mal vom Präsentations-Tipp weg auf Deine Frage zu kommen: Ja, ich denke, die gute Idee ist bei Carlsen sehr wesentlich. Denn offen gesagt muss ein Comic bei Carlsen einfach das Potenzial haben, eine höhere Stückzahl zu verkaufen. Im Idealfall sollte man als Autor deshalb eine Idee haben, mit der man auch Leute ansprechen kann, die sich nicht explizit für Comics interessieren. Ein Thema, das "Normalsterbliche" im Buchhandel erreichen kann, ist im Grunde für mich spannender als ein superfrickelig gezeichnetes Science-Fiction-Epos oder ein klassisch frankobelgischer Funny, mit denen ich nur die üblichen Verdächtigen in den Comicläden anspreche.

Aber dazu vielleicht in den nächsten Tagen mehr... Ebenso wie zu den anderen Fragen.

christian

leeres Blatt

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13

Mittwoch, 15. November 2006, 13:58

*sing*
Hallo! Hallo!
Schön das du da bist!
Hallo! Hallo!
Wir freuen uns so sehr!

*sing*

Ich hoff mal dass meine Fragen das Gebiet eines Lektors abdecken: :P

:) Welche Tipps würdest du mir geben, wenn ich mich bei einem Verlag bewerben wollte?
:) Wenn ich etwas veröffentlichen will, was sollte ich dann machen? Was möchtest du von mir sehen und was nicht?
:) Was ist für dich wichtig, damit ein Comic überhaupt genommen wird? Gibt es etwas, was man auf jeden Fall beachten muss?
:) Auf was achtest du bei einem Comic, Artbook, etc. als erstes?
:) Was kannst du mir sonst noch als Tipps geben? Zunge raus

Danke für die Beantwortung meiner Fragen!

christian

neo

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14

Mittwoch, 15. November 2006, 14:58

so, dann habe ich auch mal eine ganz andere Frage:
Ich habe im September 2007 ein schulpraktikum. ich habe mir vor kurzem überlegt, nachdem ich lange direkt bei Zeichnern ein Praktikum bekommen wollte, das aber nicht geschaft habe, dass ich gerne ein Praktikum bei einem Verlag machen würde. da ist mir Carlsen eingefallen, weil sie eben viel mit Comics zu tun haben und in Hamburg liegen. Nachdem was du hier geschrieben hast interesiert mich die Verlagsarbeit gleich nochmal mehr,
deshalb meine Frage: Ist es möglich bei Carlsen Comics ein Praktikum zu machen? Vielleicht bei dir als Lektor, oder an einem anderen Bereich???
"Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild,
Und die besteht nun mal, wer wisse das nicht,
Aus Angst, Haß, Titten und dem Wetterbericht"
Die Ärzte- Lass die Leute reden

Rastafisch

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15

Mittwoch, 15. November 2006, 15:38

Hallo Michael - wie es der Zufall will, lese ich gerade das Johnny Cash Comic vom Dir oben erwähnten Kleist.

Wie sah denn seine Bewerbung aus? Kann man irgendwie einen Einblick in eine solche Bewerbungen bekommen?
Es heisst immer - "ein paar Probeseiten dazu packen." Aber was ist da am günstigsten.
Ein Intro, so dass der Betrachter sofort den Drang hat weiter zu lesen würde ich jetzt denken. Aber ist das wirklich das worauf man als Redakteur achtet? Was macht einen guten Ansatz aus?
Welche Seiten hat der Kleist genommen?
Fragen über Fragen. Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst.

Übrigens beim nächsten Comicsalong bekommt Ihr (Carlsen) ne Klatsche!
Ihr habt unser Team (Toonlight) beim Krökelturnier rausgekickt.
Das waren doch keine Carlsenmitarbeiter - das waren angeheuerte Profispieler.
Ihr habt geschummelt. ;) :D

michael.groenewald

unregistriert

16

Mittwoch, 15. November 2006, 18:12

Hallo zusammen, nur rasch die Ankündigung, dass ich Eure restlichen Fragen morgen Abend zu beantworten versuche. Bis morgen, vermutlich so ab 20:00 Uhr.

oskar

Freihandkünstler

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17

Mittwoch, 15. November 2006, 22:00

Sehr interessant bisher, aber jetzt muss ich doch selber auch noch fragen.

Mal was ganz anderes: Als Lektor eines großen Verlages musst du dich sicher gut mit Comics auskennen, sonst könntest du sie ja nicht beurteilen. Hast du als du mit der Verlagsarbeit angefangen hast dich "nur" auf dein persönliches Wissen als Comicfan gestützt, oder musstest du sozusagen erlernen wie ein verlegbares Comic - abgesehen von den Kriterien des aktuellen Verlagsprogramms - auszusehen hat? Hast du auch mal als Lektor für Bücher gearbeitet?
Hast du selbst mal gezeichnet?

Gruß,
oskar

Peter L. Opmann

Comic-Godzilla

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18

Donnerstag, 16. November 2006, 08:35

Zur letzten Frage kann ich etwas sagen: Michael Groenewald war Mitarbeiter des legendären Comicmagazins "SI-Kartuun" (ich meine, auch Mitbegründer, aber da bin ich nicht ganz sicher). Schade, daß es das Magazin nicht mehr gibt!

andirasper

Tuscher

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19

Donnerstag, 16. November 2006, 11:43

Moin Moin

Mich würde mal interessieren wieviel Zeit man von euch bekommt um eine Idee in ein Buch zu wandeln, wenn man es denn mal geschafft hat den Verlag zu überzeugen.

Gruß
Andi

michael.groenewald

unregistriert

20

Donnerstag, 16. November 2006, 21:31

Hallo zusammen! Und hallo Andreas (schön, dass es "Plop" noch gibt.)!
Ich mache mich mal an die nächsten Fragen.

@Calvin:
- Macht die Arbeit auch Spass und Freude?
Ja, sicher. Ich habe diesen Beruf aus Leidenschaft für die Comics ergriffen. Und diese Leidenschaft und mein Spaß an der Sache sind ungebrochen. Und auch wenn man mit den Jahren eine gewisse Routine entwickelt, gehe ich doch immer noch gespannt und mit großer Vorfreude in meine Projekte. Einziges Manko: Privat komme ich kaum noch zum Comicslesen. Ich lese zwar eine Menge - aber immer mit beruflichem Hintergedanken.

- In welcher Form werden ganze Comics oder auch Strips eingereicht? (Digital, klassisch auf Papier,...)
Die Frage hast Du selbst eigentlich schon beantwortet. Die meisten Leute bewerben sich nach wie vor ganz klassisch per Post. Ab und zu reichen Zeichner ihre Sachen aber auch per E-Mail ein oder verlinken auf ihre Homepage.
Oder wolltest Du wissen, wie Zeichner ihre fertigen Arbeiten FÜR Carlsen abgeben? Das ist Verhandlungssache. In der Regel liefern unsere Zeichner mittlerweile fertige Daten ab, also keine Originale. In Ausnahmen kommt es aber durchaus noch vor, dass Carlsen die Originalseiten scannen und aufbereiten lässt.

- Wenn es nur eine wichtige Sache geben würde, auf was würdest Du besondern Wert legen, damit Du ein Ja für die Veröffentlichung findest?
Tjaa. Beim Comic sollten ja immer beide Seiten stimmen, die Bilder und die Story. Bzw. das Zusammenspiel aus beidem. Wenn Du mich auf eine Sache festnageln willst: Die Idee und die Story ist mir am wichtigsten. Die Zeichnungen können noch so toll sein, wenn die Geschichte oder bei Funny die Gags nicht zünden, wird man damit im besten Fall eine begrenzte Anzahl von Liebhabern schöner Zeichnungen erreichen. Das ist meine Carlsen-Sicht der Dinge und auch als Comic-Konsument wähle ich meine Lektüre unter dieser Prämisse aus.

- Was ist Deiner Meinung nach der am häufigsten gemachte Fehler bei Sachen, die Dir vorliegen?
Gar kein zeichnerischer oder erzählerischer. Sondern schlicht, dass viele Leute, die etwas einschicken oder vorstellen, sich nicht die Mühe machen, sich unser Verlagsprogramm mal genauer anzusehen. Und zwar das aktuelle, nicht das von 1988. Ein hoher Prozentsatz der Einsendungen passt schlicht nicht in unser Programm. Carlsen veröffentlicht beispielsweise keine ernsthaften Superhelden oder Softpornos. Carlsen veröffentlicht aktuell keine unglaublich experimentellen Kunstcomics, bei denen man zwei Stunden braucht, um zwei Seiten zu verstehen. Ab und zu kommen durchaus Sachen rein, bei denen man denkt, "Respekt, nicht schlecht!" Aber die Leute hätten sich die Einsendung eigentlich sparen können, weil Carlsen (zumindest momentan) nicht der richtige Verlag dafür ist.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »michael.groenewald« (16. November 2006, 21:35)


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