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jumin

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1

Samstag, 10. Februar 2007, 20:03

Interview mit KIM von 2005 (Sommer)

Ahoi ihr Landratten :D

Eien Frage hätte ich mal zu unserem KIM. Und zwar, als 2005 im Sommer sein Band "Comicfiguren zeichnen" auf den Markt kam, wurde ein kleines, feines Interview mit ihm auf die Seite von CarlsenComics gestellt.

Nun ist die Site ja komplett neu udn alle alten Inhalte sind nicht mehr enthalten *schnief* Da ich ein Referat über Comickünstler aus dem deutscehn Raum ausarbeite (ein recht umfangreiches) und KIM eine zentrale Rolle darin bekommen hat, würde ich dieses Interview allerdings gerne mit einarbeiten.

Hat jemand das noch...?

Frogger

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2

Sonntag, 11. Februar 2007, 11:58

Also ich hab das nicht, aber vielleicht hilft es, wenn du dich mal auf www.kim-cartoon.de umschaust, dort ist unter der Rubrik "Kim" (oder ähnlichem) ein Interwiew zu finden, vielleicht ist es das.
MFG
Frogger

Kim

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3

Sonntag, 11. Februar 2007, 19:39

Nee, das war nur so in Quatschinterview und ist auch schon sehr viel älter. Ich schau mal, ob ich das von Carlsen noch irgendwo gespeichert habe.

Kim

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4

Montag, 12. Februar 2007, 15:24

Hab was gefunden, allerdings nicht das von Carlsen sondern eines au dem Icom Jahrbuch...

Interview Andreas Dierks mit Kim Schmidt,
erschienen im ICOM- Jahrbuch 2004

Andreas Dierks: Seit 1988 liegen von dir gezeichnete und getextete Comics in denLäden. Jetzt kam bei Carlsen ein "Comic Zeichenkurs" von dir heraus. Ist das so etwas wie eine Rückschau auf fünfzehn Jahre Erfahrungen, die du
weiterreichen wolltest, oder was war der Anlass für diese
Veröffentlichung?

Kim: Rückblick auf mein Lebenswerk, oder wie? ;-)
Angefangen hat es damit, daß ich gefragt wurde, ob ich nicht Zeit und Lust hätte, mal einen Comiczeichenkurs vor einer Schulklasse abzuhalten. Das hat mir viel Spass gemacht und kam wohl auch ganz gut an, jedenfalls bekam ich danach des öfteren Anfragen in diese Richtung, vorwiegend von Schulklassen und den Jugendabteilungen verschiedener Bibliotheken.
Und da die Teilnehmer an diesen Kursen in der Regel immer so ziemlich die gleichen Fragen stellen und mehr oder weniger die selben Anfängerschwierigkeiten haben, lag es nahe, die wichtigsten Fakten in Sachen Comicmachen mal in eine feste Form zu gießen und für alle zu präsentieren. an ein Buch dachte ich zunächst aber gar nicht, sondern habe zusammen mit einem Programmierer einen Comiczeichenkurs für meine website (www.kim-cartoon.com) erarbeitet. Figuren zeichnen, Schritt für Schritt, das Zeichnen von Kopf, Körper, Händen etc. all sowas wollte ich möglichst anschaulich darstellen. Dazu gibt es Rubriken wie "Fragen an Kim", wo individuelle Zeichenprobleme beredet werden können oder eine Galerie in die die Besucher ihre Werke ´reinstellen können. Ein Forum, welches die Kommunikation mit den Nachwuchszeichnern noch vereinfacht, ist gerade in Arbeit. Jan Paepke, mein Programmierer hat dazu ein paar echt witzige Animationen gebastelt, das Ganze sollte auch einen gewissen Unterhaltungswert haben.
Kurze Rede, langer Sinn: Ich habe irgendwann mal Joachim Kaps den Link zu diesem Kurs gemailt, er hat sich das angesehen und angeregt, daraus ein Buch für Carlsen zu machen.

Dierks: Auch Jens R. Nielsen und Michael Hülse haben vor kurzem bei Carlsen
einen Zeichenkurs veröffentlicht. Wurde die Arbeit also unnötig doppelt
getan? Macht man sich da nicht gegenseitig Konkurrenz?

Kim: Du meinst den Dragonball Z Zeichenkurs. Der gefällt mir persönlich auch ziemlich gut, aber er richtet sich doch explizit an Mangazeichner. Ich sehe da keine Überschneidungen, das geht ja in eine andere Richtung als mein Buch. Man soll´s nicht glauben, aber es gibt noch jede Menge Kinder und Jugendliche, die eben nicht so auf Manga, sondern auf den europäischen Stil stehen. Für die ist das Buch gemacht. Klar, es gibt sowieso schon jede Menge Comiczeichenkurse in Buchform, darum habe ich versucht, meinen Kurs so unterhaltsam wie möglich zu machen und mit Comics und Cartoons garniert. Es soll auch Spass machen, das Ding `einfach so` zu lesen.
Und noch was: Viele Eltern reagieren ja skeptisch, wenn ihr Kind plötzlich verkündet: "Ich werd´ Comiczeichner!" Dann kommen gleich die Einwände: "Ja und die Krankenversicherung? Was, wenn Du arbeitslos wirst?" und all diese bekannten Sachen. Darum habe ich in meinem Buch auch noch was zu diesen Themen geschrieben (Künstlersozialkasse, VG-Bild Kunst, Verträge, Bewerbung bei Verlagen usw.). Das fehlt bei anderen Zeichenkursen meistens. Wenn die Kids das lesen, können sie ihren Eltern von vorneherein den Wind aus den Segeln nehmen.

Dierks: Du schreibst in deinem Zeichenkurs im Vorwort, man könne vom
Comiczeichnen (in Deutschland) leben. Siehst du das nicht allzu
optimistisch? Immerhin haben deine Frau und du zwei Kinder, die doch
auch einmal mehr wollen als immer nur trocknes Brot und Kartoffelsuppe?

Kim: Wieso? Brot und Kartoffeln sind doch die klassischen Nahrungsmittel, und äußerst nahrhaft obendrein! aber mal im Ernst - habe ich das wirklich geschrieben? hm, muß mich da wohl vertippt haben ;-). Ich verdinge mich natürlich auch als Auftragsarbeiter, mache Illustrationen für die Werbung oder illustriere Bücher. So ganz ausschließlich lebe ich also nicht vom Comiczeichnen, obwohl ich diese Auftragsarbeiten irgendwie auch dazu zähle, das ist ja eigentlich fast alles auch im Comicstil gezeichnet. Die Aussage in dem Buch sollte dem Leser nur signalisieren: Es geht! Man kann auch auf diese Weise seine Brötchen verdienen. das glauben einem sehr viele Leute ja einfach nicht oder wollen es nicht wahrhaben, weil das nicht in ihre Vorgartenmentalität passt.

Dierks: Man sieht dich beim Ausräumen deines Dachbodens einen Stapel von "Tim und Struppi"-, "Wastl"-, "Rick Master"- und "Donald Duck"-Bücher
schleppen. Sind das lediglich Jugenderinnerungen oder finden sich in
diesen Comics auch deine Vorbilder fürs Zeichnen und Erzählen?

Kim: Beides. Ich bin mit Micky Maus, Fix und Foxi und Zack aufgewachsen, das hat mich natürlich geprägt. In Zack liefen ja die ganzen Klassiker, bei denen man beim Lesen richtig mitgefiebert hat, Mick Tangy, Comanche, Blueberry...
Nach "Angel Face" zum Beispiel haben mein Sandkastenfreund Jens Junge und ich überlegt, wie kommt Blueberry da bloß wieder ´raus? Wenn der das Zugunglück überlebt haben sollte, wandert der garantiert wegen Attentatsversuch auf den Präsidenten für Jahrzehnte in den Knast. Wir sahen die Serie am Ende und haben unsere Befürchtungen sogar in einem Leserbrief an Zack kundgetan. Ts...
Meine zeichnerischen Vorbilder sind aber mehr die frankobelgischen Funnycomics, Lucky Luke, Asterix, Gaston, später Gotlib usw., die sind bis heute weitestgehend unerreicht. Ich hatte so Phasen, in denen ich versuchte, meine jeweiligen Lieblingscomics nachzuzeichnen: Die Franquin-Phase, die Hermann-Phase, die Cubitus- und Albert Enzian-Phase...
Im allgemeinen stehe ich auf Zeichner mit klarem Strich und aufgeräumtem Stil. Dazu gehört z.B. auch ein realistischer Zeichner wie Mike Mignola.

Dierks: Kommen dir solche witzige Ideen wie die von der "Serpieri
Ausziehtusche", dem "Reiser Zeichenurin in 50 ml-Facons" und den
"Puckschen Schwerlastblasen" morgens unter der Dusche oder wann findest
du im Familientrubel die dazu nötige Stimmung und Ruhe? Hast du Tricks
für das Ringen um Einfälle im Köcher?

Kim: Danke für die Blumen! Tja, wann kommen die Ideen? Ich weiß nicht - unter der Dusche? Beim Frühstück? Ein Comic in dem Buch behandelt ja auch das Thema "Ideen". In der Geschichte sitze ich auf Klo, habe plötzlich den Rieseneinfall den ich unbedingt notieren muß und dann ist das Papier alle...
Tatsächlich ist es so, daß ich mir das Ideenkriegen so ein bißchen antrainiert habe. Donnerstags zum Beispiel habe ich Großkampftag, dann zeichne ich die neuen Folgen zu meinen Serien, da brauche ich meistens 4 verschiedene Gags. Ich setze mich dann an den Zeichentisch, lese die Zeitung durch und denk´ mir was aus. Das funktioniert auch in der Regel. Ab und zu kommt auch mal zwischendurch eine Idee, die wird dann gleich notiert, damit sie nicht verloren geht und wandert in den Fundus, aus dem ich bei Bedarf schöpfe. Seit einiger Zeit mache ich auch Langlauf. Wenn man da so mit sich allein auf der Strecke ist hat man mal Ruhe, kann die Gedanken kreisen lassen. Auch da kommen mir des Öfteren Ideen.
dass mit dem Familientrubel ist übrigens gar nicht mehr so dramatisch, inzwischen ist es im großen und ganzen akzeptiert, daß ich zuhause arbeite und in Ruhe gelassen werden muß und nicht immer für jeden Kram aufspringen kann. Außerdem gehen meine Söhne inzwischen zur Schule, da habe ich also vormittags auf jeden Fall sturmfreie Bude.


Dierks: Du bist mit dem Comiczeichenkurs-Projekt beim Carlsen Verlag untergekommen. Was ist andiesem Verlag für dich so attraktiv? Oder würdest du lieber beimAchterbahn-Verlag veröffentlichen, der dir ja wohnortmäßig näher läge?Was hat es mit diesem "Störtebeker" auf sich?

Kim: ch habe mit beiden Verlagen nur gute Erfahrungen gemacht. Bei Achterbahn bin ich auch gerne, ich verstehe mich echt gut mit den Leuten (Gruß an Christian und Andreas!), die haben sich auch zum Beispiel für den dritten Schumiband richtig weit aus dem Fenster gelehnt. Den Störtebeker habe ich aber schon vor ein paar Jahren erstmals Joachim Kaps präsentiert, es war also klar, daß ich ihm auch den zweiten Versuch zuerst zeigen wollte. Bei Carlsen fühle ich mich aber auch sehr wohl, ich kenne zwar nur einen Teil der Belegschaft, aber das läuft da alles sehr locker, gutes Klima. Da nehme ich die paar Kilometer mehr nach Hamburg als nach Kiel denn auch gerne in Kauf. Außerdem ist bei Carlsen ja in den letzten Jahren sehr viel passiert. Als deutscher Zeichner hat man hier einfach sehr gute Möglichkeiten.
Und noch zu Störtebeker: Das ist doch ein superspannendes Thema, das bei mir ja quasi vor der Haustür liegt. der berühmteste Pirat hier oben, ein Robin Hood der See - ich wollte da unbedingt was draus machen. Das ganze wird allerdings ein Funnycomic, geköpft wird Störte bei uns vorerst nicht.

Dierks: Du sagtest, bei Carlsen sei in den letzten Jahren
> sehr viel passiert. Was meinst du damit?

Kim: Na ja, dieser Richtungswechsel, weg von den teuren Kunstcomicproduktionen, die keinen interessieren hin zum Massenmarkt der Manga. Ich glaube, ich plaudere hier kein Geheimnis aus, wenn ich sage, daß das dem Carlsen Verlag ziemlich gut getan hat. Und dieser Erfolg ermöglicht es eben, auch mal deutsche Zeichner ´ranzulassen. Wobei es hier sicher nicht um den Quotendeutschen im Verlagsprogramm geht, sondern um die ernsthafte Etablierung von deutschen Zeichnern die für breite Leserschichten arbeiten.

Kim

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Montag, 12. Februar 2007, 15:25

Fortsetzung:

Dierks: Wo sind diese "breiten Leserschichten" denn zu
finden, für die deutsche Zeichner arbeiten sollten, um bei Carlsen Lohn
und Brot zu finden?

Kim: Gerade vor ein paar Tagen las ich in der Zeitung, daß laut einer Studie von Egmont/ehapa die deutschen Kinder und Jugendlichen heutzutage Taschengeld ohne Ende haben und also über eine enorme Kaufkraft verfügen. Das sind die Zielgruppen, für die wir zeichnen müssen. Woher kommt es denn, daß sich die Manga so gut verkaufen? weil es zum großen Teil Geschichten mit jugendlichen Helden sind. weil in den Manga Themen auftauchen, die Jugendliche interessieren.
Das Aufgreifen von populären Themen ist eine andere Möglichkeit, viele Leser zu erreichen. vor einigen Jahren hatten Fußballcomics wie "Bertis Buben" oder "Komplott gegen Berti" ziemlich großen Erfolg, Bertis Buben landete sogar auf der Spiegel-Bestsellerliste. Auch die ersten beiden "Unser Schumi"-Bände von Lutz und mir verkauften sich enorm gut! Die wurden über den Pressegrosso ausgeliefert und waren in jedem Pupskiosk zu finden.
In der deutschen Comicszene aber wird man schon aufgrund der begrenzten Zahl an Personen nicht auf breite Leserschichten treffen. Und der Szene wiederum ist ja die (igitt) Kommerzschiene größtenteils sowieso suspekt.

Dierks: Gelegentlich hört man, dass es für Comiczeichner günstig sei, in
Studios zusammenzuarbeiten. Stimmt das denn? Wolltest nicht auch du bei
der Gründung eines Studios "Dan Dabey" oben in Kiel (?) mitmachen? Was
ist aus dieser Idee geworden?

Kim: Die Dan Dabey Studios haben Lutz Mathesdorf, Jörg Reymann, Volker Sponholz, Jens Junge und ich vor 6 oder 7 Jahren gegründet. Studios deshalb, weil wir eben nicht alle an einem Ort in einem Raum zusammensitzen und arbeiten wollten und konnten, sondern jeder von seinem Standort aus die von Jens aquirierten Aufträge bearbeiten sollte. Kennengelernt hatten wir uns vorher beim Comicstammtisch des ICOM, den Lutz seinerzeit mal angeleiert hatte. Naja, die Chemie stimmte, wir wollten was zusammen machen und Jens, ganz Geschäftsmann, hatte dann die Idee zu diesem Studio. Es sind aus diesem Zeichnerbund auch ein paar gute Projekte erwachsen, zum Beispiel der Comicband "Canal Comix" zum 100.sten Geburtstag des Nord-Ostsee Kanals oder das Album "Wege in die Wanne", in dem das 10-jährige Wannenjubiläum von Uwe Barschel entsprechende Würdigung fand. Darüber hinaus sind dann auch noch in Zweierteams diverse Buchprojekte entstanden: "Bertis Buben" mit Mathesdorf / Sponholz, "Unser Schumi" und "Leichenwäscher Karl" mit Mathesdorf und mir.
Im Augenblick verfolgen wir aber alle eigene Projekte.

Dierks: Du hast einen Comicstammtisch des ICOM in Kiel
erwähnt. Zu was ist ein solcher Stammtisch nütze? Auf welche Ideen
hat er euch gebracht? Gibt es ihn noch?

Kim: Der Stammtisch war ´ne tolle Sache. Endlich traf man mal Gleichgesinnte. Bis dahin arbeitete jeder für sich allein aufm Dorf in seinem stillen Kämmerlein, und mit diesem ersten Treffen tat sich quasi eine Tür auf und, was soll ich sagen: Wir lagen uns weinend in den Armen... Der umtriebige Lutz hatte dann die Idee zu einer gemeinsamen Ausstellung, um die Zeichner mal einem breiten Publikum vorzustellen und zu zeigen, hallo, außer Werner gibts noch andere Zeichner im Land. Der ersten Ausstellung folgte eine zweite, die Wanderausstellung "Der stürmische Norden". Dazu gab es dann auch noch einen Ausstellungskatalog, herausgegeben vom Achterbahn Verlag. Das erste Treffen fand in Neumünster statt, das lag sowohl für die Schleswig-Holsteiner als auch für die Hamburger am günstigsten. Später hat die Hamburger Fraktion einen eigenen Stammtisch in HH gegründet, wir verlagerten uns nach Kiel. Die Hamburger treffen sich auch noch regelmäßig, glaube ich, in S-H spielt sich in Sachen Stammtisch allerdings momentan nix ab.

Dierks: Welche Comicveranstaltungen sind für dich als Comiczeichner in
> Deutschland wichtig? Woran nimmst du regelmäßig teil?

Kim: Der Comicsalon in Erlangen ist natürlich Pflichtprogramm. Außerdem bin ich auf den letzten paar Buchmessen in Leipzig und Frankfurt gewesen, da spielt sich in Sachen Comics inzwischen ja auch recht viel ab. In Essen war ich einmal, die Veranstaltung hat mich nicht so überzeugt.

Dierks: Was hältst du von diesen Zeichnerseminaren, die es im In- und
Ausland und sogar als Fernkurs gibt? Ist das etwas für den Anfänger?

Kim: Ich habe keinen dieser Kurse besucht, dazu kann ich wenig sagen, nur soviel vielleicht: Grundsätzlich ist sicher jedes Seminar von wert, wenn es der zeichnerischen Entwicklung hilft. Meistens sind die aber eher was für schon geübte Zeichner, die ihre Fähigkeiten verfeinern wollen. Als Anfänger würde ich mich aber zunächst nach günstigeren Alternativen umsehen, anstatt gleich ein Heidengeld für ein Comicseminar zu investieren. Auch ein Volkshochschulkurs "Zeichnen" kann einen schon weiterbringen.

Dierks: Wie lange zeichnest du für ein Comicalbum? Wie lange würdest du für
einen 200-seitigen Manga brauchen? Hast du schon einmal überlegt, in
diese Szene überzuwechseln, wo man doch ausdauernde, deutsche Zeichner
händeringend sucht?

Kim: Also, das erste Schumiteil hatte ich seinerzeit in zweieinhalb Monaten runtergezeichnet, das sah man auch voll. ;-) Na ja, die Zeit war echt knapp... Normalerweise veranschlage ich für ein Album ca. 4 bis 5 Monate, möglicherweise länger. Das hat nicht unbedingt etwas mit dem Zeichentempo zu tun sondern mit den bisher echt mickrigen Honoraren, die hierzulande für ein Album gezahlt wurden. Wie soll man denn als Zeichner mit 3000,- Mark Vorschuss klarkommen? So viel brauchst du ja mit Familie in einem Monat auf. Um zu überleben, müssen also lukrativere Jobs z.B. aus der Werbung her. Das Zeichnen eines Albums, zum Beispiel eines Nischentitels wie "Leichenwäscher Karl" ist also im Grunde genommen ein Luxus, ein Hobby, das man nebenbei betreibt. Wenn die Kohle stimmt, geht´s natürlich auch schneller!
Diese Mangahysterie habe ich zum ersten Mal auf der Buchmesse Leipzig 2003 miterlebt. Wie die Teenies da ausgeflippt sind - unglaublich. Ich war abwechselnd fassungslos und frustriert. Ich habe mich da mit anderen deutschen Zeichnern unterhalten, denen es ähnlich ging. Wir sind uns aber einig gewesen, daß es unsinnig wäre, diesem Trend blind hinterher zuhecheln. Zumindest die ältere Riege der Zeichner, die noch ohne Manga, quasi europäisch beeinflußt aufgewachsen sind, müßten sich arg verbiegen, um einen Manga zu machen. Ich glaube, das würde nur unecht wirken und auch beim Leser nicht ankommen. Bei den ganz jungen Zeichnern wie Robert Labs oder Christina Plaka ist das was anderes: Die kennen ja nichts anderes. Aus beiden Stilrichtungen kann aber was neues erwachsen. Dieses epische Erzählen zum Beispiel ist etwas, das hier bei unseren Comics noch nicht so sehr zum Tragen kommt.

Dierks: Du hast als Jugendlicher Leserbriefe an Comicmagazine geschrieben.
Bekommst du jetzt umgekehrt auch welche? Oder ist die Zeit des
Leserbriefeschreibens angesichts von SMS, eMail und PISA vorbei?

Kim: Nur den einen an Zack. Abgerdruckt wurde aber nicht der ganze Leserbrief, sondern nur der Teil, in dem wir uns über die damals gestartete Serie "Sigma Gigantic" äußerten.
Darüber hinaus habe ich mal an die Autogrammadressen von Giraud, Hermann, Graton und ein paar anderen Zackzeichnern geschrieben. Von Graton kam immerhin eine blanke Karte mit Autogramm zurück, Hermann schickte eine Originalzeichnung von Jeremiah, die hängt immer noch über meinem Zeichentisch.
Ich bekomme, wie die meisten anderen Zeichner wahrscheinlich auch ab und zu Anfragen nach einer kleinen Originalzeichnung mit Widmung von Sammlern, die ich natürlich beantworte. Viel mehr aber trudeln emails auf meiner website ein, entweder Gästebucheinträge, Fragen zum Thema Zeichnen oder mit Bildern für die Fangalerie in meinem Comiczeichenkurs. Inzwischen sind das jedenfalls so viele, daß wir mit Hochdruck an einem Forum basteln. Achtung, Werbung: Wenn das Comicjahrbuch erschienen ist, steht das Forum sicher, surft mal hin: www.kim-cartoon.com!

Dierks: Welche Comicpläne hast du für die Zukunft? Wird es nach Störtebeker
auch mit dem feinen Leichenwäscher Karl weitergehen?

Kim: Ich habe mit Lutz Mathesdorf überlegt, ob wir noch mal einen Karl machen sollten. einen, in dem Karl auch mal dahin geht, wo´s wehtut. Die Resonanz war ja auch durchweg positiv, aber die Verkaufszahlen... Wir haben ihn jetzt erst mal ins Kühlfach gelegt und werden ihn reanimieren, wenn seine Zeit gekommen ist!
Neben Störtebeker arbeite ich im Moment mit Patrick Wirbeleit an einer weiteren Serie, die, so hoffen wir, in ein bis zwei Jahren durchstarten wird. Dazu will ich aber noch nicht mehr sagen, von wegen ungelegte Eier und so...
Demnächst erscheint auf jeden Fall noch Local Heroes Nr. 6 (mit dem spannenden Thema Freiwillige Feuerwehr), ein neuer Ödeband und im kommenden Jahr noch ein dicker Local Heroes Band.

Dierks: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft, KIM.

jumin

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6

Montag, 12. Februar 2007, 19:44

das ist auf alle fälle schonmal super, vielen dank dafür :) lässt sich ja einiges draus stricken.

solltest du das carlsen-ding dennoch vielleicht noch zusätzlich auftreiben können (aber bloss keinen stress!), wär das klasse :)

Kim

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7

Dienstag, 13. Februar 2007, 09:54

Nee, das habe ich leider nicht gespeichert, sorry.

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