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HoneyRisuke

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Samstag, 14. Dezember 2013, 12:59

halbblindes Abzeichnen

Da ich bereits seit fast anderthalb Jahren die FOS Gutenberg für Gestaltung besuche, hatte ich auch schon einigen recht interessanten Unterricht, meißt sogar von sehr sehr eigentartigen Personen.
Seit Beginn diesen Schuljahres habe ich freie zweidimensionale Gestaltung 2 (FZG2), was zeichnen darstellt (FZG1 ist Malerei).
Ich nehme keinerlei Haftung für die folgenden Tips, wie man realistisches Zeichnen üben kann, da allein schon der Lehrer ziemlich abgedreht ist, er ist cool, aber er hat damals als er bei der Städelschule seinen Abschluss hinter sich gebracht hatte das Kunstwerk "Ich verdufte" ohne zu fragen in eine Atelierwand geschnitten (die Stücke die er rausgeschnitten hat gibt es noch und sind ein eigenes Kunstwerk, ich glaube es hieß "Ich verdufte in Einzelteilen") und hat sich dann aufgeregt als ihm gesagt wurde, er müsse das dann auch selbst wieder weg machen. als weitere Antwort darauf hat er Farbe mit Waschmittel oder sowas angerührt, und das Kunstwerk "Ich verdufte 2" wieder ohne zu fragen an eine weitere Atelierwand gemalt. Durch die Inhaltsstoffe der verwendeten Mixtur gibt es das Bild heute noch. Man kann so viel Farbe darüber streichen, wie man will, das Bild kommt immer wieder durch. Des weiteren zeichnet er gerne offenliegende menschliche Organe worauf ich glaube ich verständlicherweise nicht näher eingehen möchte.

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Wir haben nun ein halbes Jahr seines Unterrichts mit "halbblindem Zeichnen" zugebracht. Das bedeutet, man sucht sich ein Objekt, das man abzeichnen kann, schaut, wo man seinen Stift auf dem Papier ansetzen müsste, blickt dann zurück auf das Objekt und zieht dann komplette, lange linien, ganz langsam, damit man zeitgleich die Linien auch möglichst exakt kopieren kann. Da muss man sich schon für so ein Objekt ne dreiviertel Stunde nehmen und sich auch ganz drauf einlassen, sonst wird das nichts. Bei jeder neuen Linie darf man wieder auf sein Blatt schauen, um zu sehen, wo diese beginnen soll.
Die meisten Probleme hatte ich bei dieser Aufgabe damit, dass man sich komplett auf seine Wahrnehmung und die Umsetzung mit der Zeichenhand verlassen muss. Ich neigte bzw neige immer noch dazu, ständig die Linie mittendrin abzusetzen, um mich zu versichern, ob ich noch richtig bin. Dadurch entstehen grässliche Zeichenfehler, also würde ich davon abraten.
ein Wichtiger Faktor ist auch, dass man sich für das blinde Zeichnen keine glatte, weiße Tasse oder einen einfarbigen Ball oder sowas nimmt, da man sein Gehirn daran gewöhnen muss, dass diese Aufgabe schwer ist. Sonst wird man zu hektisch und denkt, man würde das hinbekommen.
Im generellen möchte ich dennoch vorwarnen, dass das ganze ziemlich haarsträubend ist, zummindest war es das für mich, vielleicht auch weil diese Arbeiten bei mir benotet wurden, aber man hat konstant das Gefühl, dies sei unmöglich und man würde das niemals hinbekommen.
fun fact: so unmöglich ist es nicht. Man muss sich nur drauf einlassen.

Erste Aufgabe hierbei:
Nehme dir zwei Blätter Papier. verwandle nun das eine in ein wüstes Papierknäuel, je wüster desto besser.
Wenn du Rechtshänder bist, lege das Papierknäuel nun ziemlich weit links von dir auf den Tisch, das glatte Papier ziemlich weit, aber noch erreichbar rechts von dir. Wenn du Linkshänder bist mache das gleiche, aber andersherum.
Schaue dir das Papierknäuel für eine Weile an. Du wirst feststellen, dass die Linien verschiedenstark herausstechen. Achte nicht auf schattierungen oder Löcher in der Oberfläche.
Suche dir nun eine Linie um zu beginnen und schaue, wo in dem Knäuel sie sich befindet und wo du ansetzen musst, um das ganze Knäuel auf das Blatt zu bekommen.
Die Linien sollten bis zum Ende durchgezogen werden.
Arbeite langsam, du hast zeit.

Nicht verzweifeln, wenn das Ergebnis nicht so gut aussieht, es geht hierbei nur darum dass man die Aufgabenstellung verinnerlicht. Trotzdem ist sie sehr sehr wichtig, da man meist an Zeichendinge rangeht und sich sicher ist, das sieht am Ende toll aus- hierbei versteht man erst richtig, dass man sich währendem auch noch konzentrieren muss.
Ich dachte auch ich hätte das gewusst, aber ich muss ehrlich gesagt sagen dass mich diese Aufgaben nicht nur dazu bewegt haben, beim Realismus mehr aufzupassen, ich bin auch wesentlich aufmerksamer bei Comicskizzen, was meine zeichnerische Qualität überraschend weit vorrangetrieben hat.

Danach kann man sich beliebig Dinge aussuchen, wie die eigene, nicht zeichnende Hand, das eigene Bein, irgendwelche Staubfänger, eine Blume.. es ist vollkommen gleich, was man sich aussucht, hauptsache es ist einigermaßen komplex und man wird davon gefordert. Sobald es einem leicht gefallen ist, macht man etwas verkehrt, denn wie schon gesagt: es geht nicht darum, dass das Ergebnis unglaublich toll aussieht, es geht darum, dass man diese Aufgabe überhaupt ausführt, denn das allein schult nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch die Strichführung und die Genauigkeit mit der man Objekte im generellen anblickt.
(leider besitze ich keine der Beispiele mehr für das Papierknäuel, aber stellt euch dafür einfach eine mehr oder minder zusammenhangslose anhäufung von geknickten Linien vor. Dafür hab ich noch ne Hand und mein Bein)
»HoneyRisuke« hat folgendes Bild angehängt:
  • 2013-12-14-1117.jpg
Ich habe momentan keinen Schlafrythmus falls ihr euch über die Urzeit meiner Posts wundert,,,,,,

Peter L. Opmann

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Samstag, 14. Dezember 2013, 14:06

Hab' ich das richtig mitbekommen? Halbblindes Zeichnen bedeutet, Du zeichnest im wesentlichen, ohne dabei auf die Zeichnung zu sehen? Und die beiden Bilder sind das Resultat? Bei dem Bein könnte ich mir das vorstellen, bei der Hand eigentlich nicht.

Ich erinnere mich noch an den Anfang meines Malunterrichts - das war erste Hälfte der 1980er Jahre. In den ersten Stunden habe ich nur Schwünge mit Kohlestift auf einem Skizzenblock gemacht, endlos und stupide. Aber es hatte einen Sinn: Man darf beim Zeichnen - und noch mehr beim Malen - nicht verkrampft sein. Es geht darum, die Vorstellung, die Du im Kopf hast, oder das Objekt, das Du vor Dir siehst und abzeichnen möchtest, irgendwie vom Kopf in den Arm und in die Hand zu übertragen. Ist viel schwerer, als man meint; die Hand muß dafür locker und sozusagen durchlässig sein. Sowas sollte man dauernd üben. Fürs Comiczeichnen ist es aber vielleicht doch nicht sooo wichtig. :D

Daran hat mich jetzt Dein Bericht erinnert. Vielleicht geht's beim halbblinden Zeichnen ja um etwas Ähnliches. Das sind die absoluten Grundlagen des Gestaltens - noch vor Perspektive, Schattenwurf und ähnlichem.

HoneyRisuke

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Samstag, 14. Dezember 2013, 14:41

nicht ganz, man schaut immer, wo man die Linie ansetzen wird. Man braucht dafür halt ewig, ich bin meist zu schnell und drücke zu fest auf und bekomme auf den kram auch immer nur höchstens 7 von 15 punkten haha (zummindest auf das bein hab ich nur 7 bekommen ich bin enttäuscht)
Und ja das fühlt sich alles ziemlich unvorstellbar und unmöglich an, auch während man das macht, immer wenn ich zuhause solche Arbeiten machen sollte habe ich nur geflucht, meine Mutter war richtig angenervt davon weil ich eigentlich constant geschrien habe während der aufgaben :D aber es hilft nunmal, deshalb muss man da durch.
sooo wichtig ist es nicht, aber es ist eine sehr sehr gute Übung und man bekommst dadurch wie ich feststellen musste einen schöneren Strich, kann seine Linie an sich besser kontrollieren und findet auch sehr viel über sein eigenes zeichnerisches Verhalten heraus, dann kann man besser Hintergründe und sowas hinbekommen und auch die Charaktäre selbst
Auch bin ich immer mehr der Meinung, dass, je besser man die Grundregeln kennt, desto besser kann man sich darunter hindurchmogeln
wenn man zum Beispiel weiß, dass der Lehrer zwar darauf reagiert wenn man während der Arbeit unter den Tisch schaut aber nicht, wenn man ständig in sein Mäppchen glotzt, kann man wesentlich leichter spicken ;)
und wenn man weiß, wie man perspektivische Verkürzung richtig hinbekommt und wo die Nähte an Jeansen sind und wie eine Hand aus dem und dem Winkel aussieht, kann man auch besser das ganze im Comicstil umsetzen. Es kommt nur darauf an ob man sich an der Stelle weiterbilden will, oder ob man auf seinem Level weiter macht und halt nichts dazu lernt uvu (wow klingt das passiv agressiv das ist nicht so gemeint ich aaaaa ;3;)
Aber auch das mit den lockeren Linien finde ich hier recht wichtig, seit ich lockerer bin und leichtere Linien mache sehen meine Zeichnungen auch besser aus :o
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