Hi Dirk,
ich habe schon immer gezeichnet, im Prinzip, seit ich einen Bleistift halten kann. Es hat alles mit Comics als Interessengebiet angefangen, dann kam die Animation hinzu, vornehmlich amerikanische Cartoons, wobei es erst die Disney-Shorts waren, die ich als Kiddie am besten fand, mit zunehmendem Alter und der erlernten Lesefähigkeit habe ich immer mehr Infos aufgesogen, was speziell die Cartoons betraf...nun waren es Tex Avery-Cartoons, die mich am meisten überzeugten, was natürlich bis heute anhält. Die amerikanische Animation ist schon immer ein großer Einfluß bei mir gewesen, Comics nie SO sehr. Mein allererster Lieblings-Comiczeichner war Giorgio Cavazzano, ein italienischer Disney-Zeichner, der mit Massimo DeVita meiner Meinung nach die mit Abstand beiden besten Disney-(Comic-)Zeichner bildet(e).
Wie jeder Zeichner, der am Anfang steht (oder auch mittendrin) versuchte auch ich krampfhaft einen Stil zu finden, wobei ich rückblickend heute sagen muß, daß es nicht viel bringt, auf Biegen und Brechen einen Stil zu suchen, sondern dieser stellt sich irgendwann ganz von selbst ein. Die Einflüsse, die man auf sich wirken läßt, wenn man die Arbeiten seiner Lieblingszeichner anschaut, wirken sich von ganz alleine im Verlauf der eigenen Zeichenkarriere auf die eigene Arbeit aus. Vielmehr heißt es also "Nicht KOpieren, sondern STUdieren". Was also für jeden Zeichner die Regel Nummer eins ist, egal, ob er am Anfang steht oder schon 20 Jahre zeichnet, ist "Zeichen, Zeichnen, Zeichnen". Am besten lernt man durch "Drawing from Life", wie die Amerikaner sagen, also durch Zeichnen aus der Natur, soll heißen: man lernt mehr, wenn man sich bspw. 2 Stunden ins Cafe setzt und Leute zeichnet, am besten mit schnellen Strichen, keine großen Details, nur daß man deren Haltung, Gestiken und ggf. auch Stimmung wiedergibt. Aktzeichen-Stunden sind IMO ebenfalls unerläßlich, man lernt soviel dabei...das Ganze soll nicht heißen, daß man keine Comicfiguren zeichnen soll, doch am wichtigsten ist die Basis, auf der man DANN aufbeuen kann; schließlich sind alle Cartoonfiguren Karikaturen der Realität, mal mehr, mal weniger stilisiert. Wenn man bspw. nicht weiß, wie eine Hand zu zeichnen ist, wie will man diese dann stilisieren/karikiieren?
Zur den Vorbildern Zeichenrei/Malerei: Nun, meine ersten Einflüsse habe ich bereits oben genannt...meine derzeitigen Lieblinge wären u.a. (ich rattere sie einfach mal runter): Glenn Barr, Craig Kellman, Miles Thompson, Jim Flora, Tim Biskup, Tom Oreb, Ed Benedict, John Kricfalusi, Shane Glines, Joe Sorren, Ronnie Del Carmen, Tadahiro Uesugi, Miroslav Sasek, Aurelius Battaglia, Bill Presing, Lou Romano, Teddy Newton, Gene Deitch, Alice & Martin Provensen, Fiep Westendorp, Mary Blair, Oscar Grillo, Ward Kimball etc. etc.
Desweiteren ist meine liebste klassiche Kunstrichtung der Expressionismus mit Malern wie George Grosz, Ernst-Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller, Conrad Felixmüller, Max Pechstein, Albert Müller, auch amerikanische Expressionisten wie Jack Levine, Ben Shawn etc. etc.
Ein weiterer großer, wichtiger Einfluß für mich sind/waren amerikanische Kinderbücher der fünfziger/sechziger Jahre...
Derzeit ist die Zeichnerei/Malerei für mich NOCH eine Sache, die ich neben meinem Beruf als Einzelhandelskaufmann mache, es soll aber umgekehrt werden...die Vorzeichen stehen derzeit ganz gut; habe gestern noch eine Anfrage von Disney USA bekommen, um Charaktere für eine TV-Serie zu entwerfen...
Mir persönlich ist es am Allerwichtigsten, meine eigenen Sachen zeichnen/malen zu können; es wäre absolut nicht mein Ding, von morgens bis abends Auftragsarbeiten anzufertigen...Auftragsarbeiten sind und waren noch nie mein Ding (mit ganz wenigen Ausnahmen; eine Auftragsarbeit, wo ich als einzige Vorgabe nur ein Thema habe, wie bspw. meine RITZENHOFF-Entwürfe oder ein Acrylbild für eine Gruppen-Ausstellung)...welche Richtung ich einschlage, ist eher die des Cartoon-Malers...ich bin fest davon überzeugt, daß diese in den USA entstandene (wo auch sonst
) Kunstrichtung (die dort mittlerweile immer öfter den Namen "Pop Surrealism" bekommt) in Zukunft ebenso anerkannt ist wie heute der Expressionismus, Surrealismus etc. Vor allem der Expressionismus ist eine Kunstrichtung, die in seiner Anfangszeit nur müde belächelt und später sogar verfemt wurde, heute aber eine der populärsten und gefragtesten ist...
Zu der Frage, wie ich an meine Auftraggeber komme: wie gesagt, ich bin kein großer Fan von reinen Auftragsarbeiten...im Fall RITZENHOFF mag ich es allerdings sehr, da dort eine große Freiheit herrscht...dort habe ich anfangs einige Designs hingeschickt, welche dann gut angekommen sind. Im Übrigen kommen Nachfragen aufgrund meiner Homepage, meinen Bildern, die in den USA (oder derzeit auch Berlin) hängen etc. Kontakte zu den USa baut man auf verschiedenste Weisen auf, entweder man schreibt an Galerien, WIRD angeschrieben o.ä. Kontakte zu US-Künstlern haben sich in den letzten Jahren ebenfalls auf verschiedenste Weisen ergeben...
Ja, ein Tutorial könnte ich mal machen, wenn ich die Zeit dazu finde...