Zu Deinen Comic-Ambitionen: Ich glaube, Comiczeichnen ist zu einem sehr großen Teil Handwerk. Man muß Figuren immer wieder wiedererkennbar zeichnen können. Und man sollte generell rationell zeichnen. Einen Comic, der vielleicht sechs oder zehn oder vielleicht auch 100 Seiten umfasst, erfordert viel Disziplin. Man muß sich dann längere Zeit, vielleicht sogar viele Tage/Wochen/Monate lang, kontinuierlich ans Zeichenbrett setzen. Sich dann ständig Kreativitätsschüben auszusetzen, kann ziemlich kontraproduktiv sein, denn dann wird aus dem Comic keine Einheit. Natürlich sind Ideen wichtig (wobei man auch stur nach Schema F Comics zeichnen kann), aber wenn Du konkret am Zeichenbrett sitzt, ist das nicht das Wichtigste.
Ich sehe Parallelen etwa zu Filmregisseur Alfred Hitchcock. Er war bekannt dafür, daß er seine Filme vorher minutiös ausknobelte, die Szenen und Schnitte schon genau im Kopf hatte, weshalb er auch wenig Filmmaterial verschwendete. Das Drehen war für ihn eigentlich langweilig, weil er nur noch das nachvollzog, was er sich vorher ausgedacht oder im Script festgelegt hatte. Habe ich, glaube ich, so im Truffaut-Buch "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" gelesen.
Andererseits kommt mir auch der Schriftsteller Ray Bradbury in den Sinn, der mal einem Journalisten sagte: "Jeden Morgen explodiere ich in meiner Fantasie, und den Rest des Tages verwende ich dann dafür, die einzelnen Bruchstücke zusammenzufegen." Der hat wahrscheinlich in der Regel eine Kurzgeschichte pro Tag geschrieben. Aber ich glaube, während des Tippens des Manuskript mußte er seine Fantasie auch im Zaum halten.
Und - wichtig beim Erlernen des Handwerks ist dauernde Übung. Ich habe das schon erlebt, daß ich einen längeren Comic zeichnete und der, je mehr Seiten zusammenkamen, sich immer leichter aufs Papier bringen ließ.