Im "Hagakure" des Samurai Yamamoto Tsunetomo wird berichtet, wie am Hofe seines Fürsten ein ihm entfernt bekannter Samurai plötzlich grundlos sein Schwert zog, durch die Festung lief und wahllos jeden erschlug, dem er begegnete, bis er selbst getötet werden konnte. Das Buch ist von 1716.
So neu ist das Phänomen also nicht. Auch an tausend anderen Fällen sieht man tagtäglich, dass der Mensch zu 'ner ganzen Menge Schweinereien im Stande ist - aber nur bei Amokläufen wird immer so getan, als sei es etwas besonderes und völlig unverständliches. Dabei werden noch dazu meist verschiedenste Fälle vermischt (so hatte ja Steinhäuser aus Erfurt durchaus ein Motiv, nachdem er von Lehrern gemobbt und um einen Abschluss gebracht worden war - demnach ein gänzlich anderer Fall, als jetzt in Winnenden, wo der Täter ja anscheinend schon vorher psychische Probleme hatte) und wirklich originelles oder neues kommt bei der öffentlichen Debatte auch nicht rum.
Das jeweils akutellste Medium wird verdammt (angefangen bei Platons Kritik an der antiken Tragödie), ein vages, nicht näher bestimmbares Gemeinschaftsgefühl verlangt und an Details des Waffenrechts herumgeschraubt (ohne die Grundfrage, warum es überhaupt ein Recht Waffen zu sammeln geben sollte, dabei jemals anzukratzen).
Ist natürlich schade und unbequem, dass man keinen klaren Verursacher aus- und demnach unschädlich machen kann, aber so ist die Welt leider nun mal. Alle Menschen haben dunkle Triebe, manche haben sie stärker, manche leben sie aus. Beenden kann das wohl nur die Evolution.