Wie ich sehe, habe ich über "Metropolis" nicht selbst geschrieben, sondern jemand anders in meinem Thread. Aber ich habe diesen Film mehrmals erwähnt:
[font='"']Nachdem ich nun schon über einige Filme geschrieben habe, habe ich mir überlegt: Welche Genres habe ich eigentlich noch nicht berührt? Als erstes fiel mir Science Fiction ein.
SF ist ein etwas schwieriger Fall. Es gibt gute SF-Filme, über die man glaube ich nicht zu schreiben braucht, weil sie ohnehin Kult sind: „Alien“ und „Blade Runner“, die „Star Trek“-Serie, „2001 – Odyssee im Weltraum“, „Die Klapperschlange“ und so weiter. (Wobei sich die Frage stellt, ob das alles echte SF-Filme sind). Den ewigen Klassiker „Metropolis“ finde ich zwiespältig. Die Filme der 1950er und teils noch 60er Jahre finde ich auch problematisch, da sie inhaltlich und filmtechnisch überholt sind. Und bei manchen Filmen müßte ich ein paar Verrenkungen machen, um sie zu Klassikern zu erklären, weil sie zu sehr Filmkunst (Arthouse) sind: „Solaris“ zum Beispiel oder „Welt am Draht“.
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Eugen Schüfftan war ein stilbildender deutscher Künstler der Stummfilmzeit, der „Metropolis“, „Napoleon“ und „Menschen am Sonntag“ fotografiert hat. 1933 ging er zunächst nach Frankreich, dann nach Hollywood.
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Mit der Übernahme der Decla Bioskop kamen die Regisseure Fritz Lang, F. W. Murnau, Robert Wiene und Ludwig Berger sowie Produzent Erich Pommer zur UFA (die Decla hatte 1919 „Das Cabinet des Dr. Caligari“ produziert). Murnau drehte 1926 „Faust – eine deutsche Volkssage“, wobei die Schneiderin Camilla Horn entdeckt und als Gretchen verpflichtet wurde. Kurz darauf ging auch Murnau in die USA, die Studios in Babelsberg bluteten künstlerisch aus.
Pommer träumte von einem Kino, in dem Kunst und Kommerz keine Widersprüche mehr sind. Doch mit „Metropolis“ (1927), der 1,5 Millionen Reichsmark kosten sollte und am Ende sechs Millionen kostete, ruinierte Fritz Lang die UFA. Pommer wurde bereits 1925 entmachtet und ging zur Paramount. Die UFA wurde von MGM und Paramount gerettet; Ludwig Klitsch wurde auf Betreiben des Teilhabers Alfred Hugenberg, eines rechtskonservativen Verlegers, neuer UFA-Chef. Obwohl Hugenberg versicherte, er werde sich in die Arbeit der UFA nicht einmischen, wurde mit Gustav Ucickys „Das Flötenkonzert von Sanssouci“ (1930) bereits der Führergedanke propagiert.
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In Deutschland war „Things to come“ erst 1977 erstmals, und nur im Fernsehen, zu sehen. Wells wollte einst „Metropolis“ eine realistischere Zukunftsvision entgegensetzen. Aber das Werk von Fritz Lang und Thea von Harbou war immerhin eine Vision, während sich der vorliegende Film eigentlich unnötig mit Vorhersagen abmüht.
Regisseur Menzies war hauptsächlich Filmarchitekt, weshalb die futuristischen Bauten besonders gelobt werden. Ich habe den Eindruck, daß er jedoch klugerweise in dieser Hinsicht nicht versucht hat, „Metropolis“ zu übertreffen. Die SF-Kulissen werden relativ zurückhaltend eingesetzt, sehen aber nicht viel anders aus als etwa die in dem gleichzeitig produzierten „Flash Gordon“-Serial. Trotzdem gefällt mir die Optik des Films ziemlich gut. Die Special Effects sind– wenig verwunderlich – überholt; meist werden Modelle und Rückprojektionen eingesetzt. Alles in allem ist „Things to come“ eine auf interessante Weise schiefgegangene Zukunftsvision – für Science Fiction-Fans unbedingt sehenswert.
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„Bei den gefährlichen Auswirkungen des Films hat der Staat die Pflicht, regulierend einzugreifen“, doziert zynisch Goebbels. „Viele müssen heute einsehen, daß, wenn die Fahne fällt, auch der Träger fällt. Wer die Zeit nicht rechtzeitig erkannt hat, hat weder ein politisches noch kulturelles und moralisches Recht, eine andere Fahne zu hissen.“ Deutschlands prominentester Regisseur Fritz Lang erhält eine persönliche Lektion in Sachen Träger und Fahne, wenige Tage nach der Rede im Kaiserhof. „Ich bekam eine persönliche Aufforderung – Einladung wäre zu wenig, Befehl wohl zu viel gesagt. Ich sollte mich bei Herrn Goebbels zu einer Besprechung einfinden.“
Fritz Lang gibt folgende Version seines Gesprächs bei Goebbels: „Goebbels kommt mir entgegen. Er ist unerhört liebenswürdig. Er bot mir gewissermaßen und de facto die Führerschaft des deutschen Films an. Er begann: ,Der Führer und ich haben Metropolis gesehen, und der Führer hat gesagt: Das ist der Mann, der uns den nationalsozialistischen Film schenken wird.‘ Mir war schon vorher nicht sehr angenehm zumute, aber jetzt fingen die ersten Angstschweißtropfen an, so langsam das Rückgrat hinunterzurollen. Ich sagte: ;Ich bin sehr geehrt, Herr Minister.‘ Was hätte ich sonst sagen sollen? Er kam erneut auf meine Tätigkeit zu sprechen und wie ich denn alle diese Filme im Sinne der Nazis inszenieren sollte. Schließlich kam er auf ,Das Testament des Dr. Mabuse‘ zurück. Er sagte nur: ,Das Ende müßte man ändern. Dieser Mann darf nicht wahnsinnig werden.‘ Dann wurde ich verabschiedet. Ich nahm mir ein Auto. Ich war naß am Körper vor Angst. Ich fuhr nach Hause und sagte meinem Diener, er solle mir einen Koffer packen.“ Die suggestive Moloch-Vision in seinem Metropolis-Film bekommt für Lang nunmehr eine aktuelle, prophetische Dimension. „Da verließ ich Deutschland und kam nie wieder.“[/font]
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Peter L. Opmann« (4. Dezember 2024, 07:28)