Vielleicht ein etwas abseitiges Thema. Ich verfolge schon seit vielen Jahren die Comics, die die Genossenschaftsbanken in Jugendheften unters Volk bringen.
Anfangs, das war 1978 und ich noch voll in der Zielgruppe, zeichneten Mali & Werner "Mike, der Taschengeldexperte". Das waren wirklich interessante Comics, weil die beiden ehemaligen Undergroundzeichner ziemlich freie Hand hatten und sogar ihren Underground-Stil im PR-Heft weiterpflegen konnten. Nur auf dem Backcover machte die Bank Werbung für sich selbst: "Die jungendfreundliche Bank".
"Mike" wurde eigentlich nie ein penetrantes Werbeheft. Es waren eben recht gute und witzige Comics, und viele Jugendliche suchten ihre Bankfiliale auf, um so ein Heft abzustauben. Das war schon Werbeeffekt genug. Allerdings wurden die Zeichnungen allmählich glatter und kommerzieller. Ich habe mir das Impressum nie systematisch angeschaut, aber irgendwann kamen die Comics nur noch aus der "Comicwerkstatt Büsch-Beinhorn" (das sind die Nachnamen von Mali und Werner). Noch später wurde das Heft mit "Marc & Penny" fusioniert. Das Heft hieß nun "Primax" (auch heute noch). Mike und seine Freundin Tina mußten ihre Abenteuer jetzt gemeinsam mit Marc und Penny erleben. Die vielen schrägen Figuren des Mike-Kosmos verschwanden. Der Zeichenstil wurde immer mehr computerisiert, blutleer und langweilig. Die Storys waren meist nicht ganz schlecht.
Heute habe ich mir das Januarheft von "Primax" besorgt. Ab sofort ist die Comicwerkstatt Büsch-Beinhorn durch den Zeichner Andreas Schuster ersetzt. Schuster bringt einen ganz neuen Stil ein, der etwas hingeworfen, aber wesentlich lebendiger wirkt als das, was zuletzt geboten wurde. Ich finde die Zeichnungen etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich denke schon, die Comics haben sich zu ihrem Vorteil verändert. Der Zeichner ist mir aus der Szene nicht bekannt, aber er kann auf jeden Fall Comics zeichnen. Wenn Ihr "Primax" - vielleicht auch aus Abneigung gegen die sterile Computergrafik - nicht mehr gelesen habt, lohnt es sich vielleicht jetzt wieder, mal reinzuschauen.