Wenn jemand nach dem Zitat "Ich denke also bin ich", aufgefordert wird, zu sein, was tut er dann offenkundig bis dahin nicht?
Dieses "SEI" war eine Art verschlüsselter Dauerbeleidigung, über die sich mein Kollege täglich neu amüsieren konnte.
Der logische Gedanke darin ist folgender: "Ich denke also bin ich. Umgekehrt heißt das: Denke ich nicht, bin ich auch nicht.
Außerdem kann man mich nur zu etwas auffordern, das ich im moment nicht bin oder tue. Also kann man mich nur dazu auffordern, zu sein, wenn ich nicht bin. Bin ich aber nicht, denke ich auch nicht. Wer mich demnach auffordert, zu sein, geht also davon aus, dass ich nicht bin und folglich nicht denke. Beziehungsweise, dass ich nicht denke und folglich nicht bin, also zum "Sein" aufgefordert werden muss, damit ich beginne zu denken. Die Aufforderung, zu sein, ist sozusagen eigentlich die Aufforderung zu denken. Er wirft mir vor, dumm oder ein Idiot zu sein, was ich auch bin, wenn ich den Zettel nicht verstehe."
Das ganze hat zwar eine rein philosophische Unschärfe, denn auch ein Stein
ist, obwohl er nicht
denkt, aber das tut ja der rein mathematischen Aussage nichts ab.
Ich kann mich jedenfalls heute noch darüber kaputtlachen, wie er es auf diese Weise schaffte, sogar unseren Chef mehrmals täglich einen "Dummkopf" zu nennen, ohne dass der das jemals merkte.