An alle hier, die ein bisschen an den erzählerischen Stilmitteln in einem Comic interessiert sind. Ich habe in diesen beiden Seiten folgendes eingebaut:
Fourth Wall Breaks:
Der Rabenflügel auf Seite 1 und das Kind im letzten Panel (steigt aus dem Bild raus, springt dem Betrachter quasi entgegen). Dient zur actionmäßigen Unterstützung von Szenen, dh: Wo der Panelrahmen durchbrochen wird, geht die Post ab. Natürlich nur in gesunder Dosierung.
Schiefe, Unsymmetrie:
Symmetrische Körperhaltungen symbolisieren Entschlossenheit und Standfestigkeit. Sobald ein Körper in (bestimmte) Unsymmetrien geht, geht die innere Sicherheit des Charakters flöten (2. Seite, mittleres Panel: Brille verrutscht leicht. Nahaufnahme des Gesichtes: Charakter ringt mit sich selber, ob er nun zu dem Lagerfeuer gehen soll -> unentschlossen, deshalb schiefes Gesicht)
Übrigens ist auch die Nahaufnahme der Raben auf der 1. Seite absichtlich schief. Das Panel soll wie schnell hingeklatscht wirken, damit die Szenerie schneller und hektischer wird.
Stichwort: Inneres durch Äußeres darstellen
Hintergrund:
Ich habe aufwändigen Hintergrund gezeichnet, wenn der Ort der Szene erklärt werden soll, und überhaupt keinen Hintergrund gezeichnet, wenn ich den Fokus auf den/die Charakter/e legen will.
Offene Panels:
Auf der 1. und 2. Seite sind unten offene Panels. Wenn man annimmt, dass der Betrachter die Panelrahmen wie Fensterrahmen in eine andere Welt sieht, erweckt (in gesunder Dosierung) das Auslassen desselbigen den Eindruck für den Leser, er würde seinen Kopf durch das Fenster stecken und wäre mittendrin in der Szenerie. Hab ich versucht zu benutzen.
Außerdem mündet das offene Panel im zweiten Bild in die schwarze Leere (sieht man später auf meiner Homepage besser). Der Betrachter sollte sich vorstellen können, dass er wie das Kind in der schwarzen Dunkelheit nichts sieht. Der Leser versetzt sich so quasi in das Kind hinein.
Kontrollierter Perspektivenwechsel:
In Maßen hemmt ein häufiger Wechsel die Langeweile beim Lesen hehe. Es stimmt aber denk ich, deshalb ist der Kerl (fast) nie zweimal aus demselben Winkel zu sehen.
GANZ WICHTIG! Leserichtung!
Mein Charakter geht kontinuierlich in Leserichtung durch die Landschaft, was flüssiger wirkt als wie wenn er entgegen der Leserichtung marschieren würde. Erst als er das Lagerfeuer entdeckt, dreht sich seine Bewegungsrichtung in das Gegenteil. Das soll einen Bruch beim Lesen erzeugen und vermitteln "Achtung, jetzt passiert eine Veränderung!". Ebenso DREHT sich der Kerl angewidert ENTGEGEN der Leserichtung weg, um dem Lagerfeuer auszuweichen.
Das Kind im letzten Panel ist nach links gedreht, entgegen der Leserichtung, also entgegen der Richtung, aus der der Wanderer kommt. Somit stoppt das Kind nicht nur den Wanderer, sondern quasi auch den Leser. Wieder einmal "Stopp! Hier passiert ne Veränderung"
So, das hab ich mir alles gedacht, kann man natürlich alles anfechten. Meine Frage wäre: Funktioniert alles so, wie ichs grade geschrieben habe?