Das unterschreibe ich zu 100%. Allerdings funktioniert es auch umgekehrt: Wenn die Story gut erzählt ist, dann sehe ich auch schon mal über zeichnerische Schwächen hinweg. Mit der Einschränkung, daß die nicht ZU grottig werden dürfen.
Ja, genau, den Fall kenne ich natürlich auch. Ich fand es nur bemerkenswert, dass ich bei Mangas bei den Zeichnungen viel öfter ein Auge zudrücke, als bei westlichen Comics. Es mag aber auch daran liegen, dass Comics - grade deutsche Comics - stilistisch "ausgefallener" sind, als ihre Vettern aus Fernost. Zwar gibt es auch da viele unterschiedliche Stile (mehr als man zunächst meinen möchte, nebenbei gesagt), aber man bleibt sich einer gewissen Ästhetik immer noch treu. Als Beispiel für meine seltsame Geschmacklichkeit:
"Haarmann" von Isabel Kreitz fand ich zeichnerisch so große Klasse, dass ich drangeblieben bin und ihn gerne gelesen habe, obgleich der Comic eher bieder und die Dialoge ob des Dialekts auch recht anstrengend waren. Den thematisch verwandten, besser erzählten und spannender inszenierten
"Gift" von Barbara Yelin, hätte ich jedoch beinahe weggelegt, weil ich den tollen, lockeren Strich, mit dem sie ihre Seiten füllt, irgendwann auch aufgrund der fehlenden Details einfach ermüdend fand. Da war ich dann froh, mir ihn nur aus der Bibliothek geliehen zu haben.
Yslairs "
Der XX. Himmel" war für mich spannend, da ich den ersten Teil aufgesogen habe, den zweiten Teil jedoch irgendwie so bemüht empfand, dass ich erst mal enttäuscht war. Erst viel später ist mir aufgefallen, dass der ersten Teil für mich vor allem durch das ungewöhnliche Panelling so reizvoll war. Als das dann wegfiel und im zweiten Teil ein vergleichsweise klassisches Paneling an seine Stelle trat, konnten die (schönen) Zeichnungen die "lahme" Inszenierung irgendwie doch nicht mehr wettmachen (sehe ich heute ein wenig positiver, aber damals war ich doch gefrustet)
Ein Manga hatte ich noch nie in der Hand, ich kenne die Dinger nur aus TV-Serien wie "Sailor Moon" (ich hatte mal 'ne Tochter...), "Dragonball Z" & Co. Ich mag den Stil nicht. Duiese Riesenaugen, die fehlenden Nasen... mir sagt das nichts. Aber wie gesagt, wein Heft hatte ich noch nie in der Hand, vielleicht sind die viel besser und ich tue ihnen bitter unrecht...
Hallo Fraro, da hast du dir ein paar schlechte Beispiele herausgesucht. Zu Manga gehört zB auch sowas: Naruto 1, Naruto 2, One Piece, Fairy Tail
Schmunzel, finde ich jetzt nicht sooo geeignet als "gute" Beispiele, Captain, was vor allem daran liegt, dass es zwar sehr wohl die populärsten Serien sind, aber nicht gerade durch einen "interessanten" Stil hervorstechen - grade auch erzählerisch, um einen Manga-Skeptiker zu bekehren oder zu überzeugen, dass "da mehr geht". Die umfangreiche Story tut da ihr übriges. Sich als Einsteiger für eine Serie zu erwärmen, die schon seit 10 Jahren alle 2 Wochen ein neues Kapitel bekommen hat, ist schon ne Aufgabe. Da würde ich eher sowas wie den interessant und streckenweise spektakulär gezeichneten/skizzierten
"Witches" empfehlen. Der ist mWn auch in zwei Bänden abgeschlossen. Vielleicht hat er es aus diesem Grund nicht über den Teich geschafft, sodass man sich leider mit den unsäglichen Scanlations behelfen muss. Ich hatte das Glück, ihn in Korea im Regal zu entdecken, und lange Zeit haben mir die Zeichnungen genügt - Handlung oder "Sprechblasenlesen" ... Pff ... unwichtig. Finde, der ist mal einen Blick wert, auch oder grade als Nichtmangamensch.
Eine weitere Empfehlung sind Manwha oder Manhua. Die bieten vor allem für "Normalsterbliche" einen schönen Einstieg, weil sie in westlicher Leserichtung vorliegen. Da gibt es optisch sehr tolle Beiträge, wie "Orange" oder
"Remember" von "Benjamin" (Zhang Bin) oder aber
"Dangu" ("Shaman Warrior") von Park Joong-Ki. Ebenfalls erwähnenswert finde ich den (recht "klassisch" gezeichneten) Manga
"Bakuman" von Oba/Obata, der in zehn Bänden abgeschlossen ist und den Vorteil hat, dass er dem Mangainteressierten zugleich ein bisschen was über "Manga machen" erzählt. Zu guter Letzt wäre ich natürlich ein schlechter "Fanboy", wenn ich nicht dann doch noch
"The Other Side of the Mirror" (Manhua) empfehlen würde, von meiner Lieblingszeichnerin Jo Chen, die zuletzt vornehmlich als Cover-Artist für Marvel, DC und Computerspiele arbeitete.
Und - so viel Kultur muss sein - als Pflichtlektüre
"Akira"von Otomo. Man muss Manga nicht mögen, aber Akira sollte man kennen ...
~mandel